Pressekonferenz: „Was Rang und Namen hat, möchte am Ring fahren“

Die Vorfreude auf das 24h-Rennen und die Spannung auf das Geschehen beim größten Rennen der Welt sind zweieinhalb Wochen vor der Veranstaltung spürbar: Nicht nur bei Teams, Organisatoren und Fans laufen die letzten Vorbereitungen. Auch die Fahrer haben sich schon längst auf die vielleicht größte Herausforderung des Jahres eingestimmt. Vier von ihnen – Kelvin van der Linde (Audi), Jens Klingmann (BMW), Maro Engel (Mercedes-AMG) und Sven Müller (Frikadelli) – warfen bei der Pressekonferenz in Köln einen Blick voraus. Zwischen vorsichtigem Optimismus und dem Hinweis darauf, dass in 24 Stunden eben viel geschehen kann, war dabei allen anzumerken: Sie sind nun, kurz vor dem Rennen, in Topform und vor allem bis in die Haarspitzen motiviert, um auf der Nordschleife alles zu geben. Sicher ist auch, dass es ein spannendes Rennen wird, bei dem die besten Rennfahrer der Welt sich darum reißen mitzufahren. Hier die Statements der vier Piloten:
Kelvin van der Linde (Audi Sport Team Land, Audi R8 LMS, Sieger 24h-Rennen 2017)
„Unsere Erwartungen sind hoch. Neues Jahr heißt neues Glück – denn auch das braucht man beim 24h-Rennen. In der VLN lief es ganz gut für uns, auch wenn es sich nicht in den Ergebnissen widerspiegelte. Das lag nicht zuletzt am Wetter, denn wir hatten ja Schnee, Regen und Hagel. Jetzt freue ich mich auf das Rennen, denn ich erwarte, dass es ganz eng werden wird in diesem Jahr. Ich bin in diesem Jahr wieder bei Land – dem Team, mit dem ich 2017 das 24h-Rennen gewonnen habe und für das ich im vergangenen Jahr im GT Masters angetreten bin. Das passt natürlich hervorragend. Chris Mies und René Rast sind ebenfalls im Team, mit denen ich mir 2018 schon das Auto geteilt habe. Eine gute Konstellation. Und nun fehlt nur noch, dass wir gut Pokern können. Denn so haben wir 2017 das Rennen gedreht, als wir uns im letzten Moment für Regenreifen entschieden haben und die Konkurrenten auf Slicks unterwegs waren. Vergangenes Jahr war es genau umgekehrt, da haben wir die falsche Entscheidung getroffen, sodass wir am Ende als bester Audi nur auf Platz sechs landeten. So ist das manchmal. Natürlich muss die Leistung passen, denn es gibt keine Safety-Car-Phasen wie zum Beispiel in Spa-Francorchamps. Dadurch muss man jederzeit voll fahren und kann nicht taktieren.“
Maro Engel (Mercedes-AMG Team Black Falcon, Mercedes-AMG GT3, 24h-Sieger 2016)
„Der Sieg 2016 war einer der größten Momente meiner bisherigen Karriere. Es ist verdammt schwierig, dieses Rennen zu gewinnen. Die Konkurrenz ist riesig, das Wetter spielt eine große Rolle, es geht von der ersten Minute an zur Sache. Die Bezeichnung als härtestes Autorennen der Welt wird der Sache schon gerecht. Mein Ziel ist natürlich, diesen Sieg zu wiederholen. In den vergangenen Jahren gab es einen regelrechten Boom auf der Nordschleife. Alles, was Rang und Namen hat im Motorsport will auf der Nordschleife antreten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass alle aktuellen DTM- und Formel-E-Fahrer darauf schauen, was auf der Nordschleife geschieht und hier fahren wollen. Das ist einfach ein Mythos, die Strecke macht wahnsinnig Spaß und jeder weiß, wie hoch das Level ist. In Berlin habe ich beim Formel-E-Rennen mit den ehemaligen Kollegen sprechen können und die sagen alle, dass es ein Jammer ist, dass sie parallel zum 24h-Rennen einen Grand Prix fahren müssen – da wäre so mancher gerne hier am Start gewesen. Das zeigt, wie hoch die Bedeutung ist. Für uns alle ist das eines der absoluten Highlights – wenn nicht das Highlight des Jahres. Für mich gibt es diesmal viele Konstanten, denn ich fahre im gleichen Team mit den gleichen Teamkollegen. 2018 wurden wir Zweite, und es ist klar, dass wir nun noch eine Stufe höher auf dem Siegertreppchen wollen. Vielleicht sind im Moment andere die Favoriten. Aber das Schöne am 24h-Rennen ist, dass niemand den Ausgang vorhersagen kann.“
Sven Müller (Frikadelli Racing Team, Porsche 911 GT3 R, startete 2018 von P2)
„Jeder Fahrer freut sich, wenn er das Top-Qualifying fahren kann. Zum einen muss das Team einem ja auch ein richtig gutes Auto hinstellen, was Falken Motorsport im vergangenen Jahr gelungen ist. Und dann muss man alles geben. Die Runde war wohl die härteste Runde meines Lebens auf der Nordschleife. Ich habe gefühlt nur zwei Mal geatmet, weil man in jeder Kurve über dem Limit fahren muss, um auch wirklich eine gute Rundenzeit zusammenzubekommen. Aber man ist natürlich auch stolz und hat riesigen Spaß – denn in diesem Moment hat man die Nordschleife einmal ganz für sich ohne Verkehr und kann die maximal acht Minuten puschen. In diesem Jahr fahre ich bei Frikadelli. Ich habe einen sehr guten Eindruck von dem Team. Nach außen hin mag es vielleicht locker ausschauen, wenn das Team zum Barbecue im Fahrerlager zusammenkommt. Und es ist auch eine coole, lockere Atmosphäre. Andererseits arbeitet das Team wahnsinnig hart, und ich habe drei sehr gute Teamkollegen. Ich persönlich glaube nicht, dass nur Porsche und BMW als Favoriten im Vordergrund stehen, sondern alle großen Hersteller sehr gute Teams und Fahrer haben und siegfähig sind. Am Ende machen ein paar Faktoren den Erfolg aus – Glück mit dem Wetter und haltbare Technik etwa. Ich glaube, wir werden ein spannendes Rennen sehen. Für Frikadelli bin ich optimistisch. Wir sind super aufgestellt und mit ein bisschen Glück sind wir ganz vorne dabei.“
Jens Klingmann (Falken Motorsports, BMW M6 GT3)
„BMW ist nach dem Sieg im 24h-Qualirennen in einer guten Ausgangsposition – aber das muss nichts heißen. 2015 haben wir beim Qualirennen gesiegt und standen beim 24h-Rennen dennoch nicht ganz oben auf dem Treppchen. Insofern würde ich keine Favoritenrolle sehen. Dazu sind die Kräfteverhältnisse zu eng. Was für uns spricht, ist sicherlich die Haltbarkeit und dass wir durch das sechsstündige Qualirennen gut durchgekommen sind. In den vergangenen Jahren haben wir viel dazugelernt und wollen den Sieg nach 2010 wieder zurück nach München holen. Dafür haben wir viel getan. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren setzt BMW mehr Fahrzeuge ein. Dass wir der einzige BMW auf Falken-Reifen sind, hat Vor- und Nachteile. Einerseits: Wir können aus den verfügbaren Spezifikationen das wählen, was am besten zu uns passt. Andererseits verteilt sich die Testarbeit nicht auf mehrere Fahrzeuge, sodass wir in diesem Punkt vielleicht etwas langsamer vorankommen als andere. Im zweiten VLN-Rennen, das wegen Schnee abgebrochen wurde, hatten wir eine gute Pace und konnten vorne wegfahren – bei kälteren Verhältnisse scheinen wir einen kleinen Vorteil zu haben. Im Regen könnten wir dafür noch etwas Nachholbedarf haben, auch wenn wir über den Winter viel daran gearbeitet haben. Abgesehen davon tauschen wir uns als BWM-Piloten auch über die Teamgrenzen hinweg aus. Auch wenn wir mit drei verschiedenen Reifenherstellern, die unsere Teams ausrüsten, sicherlich nicht alles übernehmen kann – in vielen Punkten überschneiden wir uns. Das gemeinsame Ziel ist, dass wieder ein BMW oben auf dem Treppchen landet – natürlich wäre es mir sehr recht, wenn es unserer wäre. In den vergangenen Jahren hatten wir uns mehr fokussiert und teilweise nur vier Autos im Einsatz, aber das war am Ende auch nicht der perfekte Weg. Nun haben wir einen ganz guten Kompromiss: Mehr Fahrzeuge, aber verschiedene Reifenhersteller, was mehr Optionen eröffnet. Die Fahrer sind sehr stark und die Teams sehr gut aussortiert.“