Porsche beim ersten Schlagabtausch vorne

Die Jagdsaison ist eröffnet: Mit dem Saisonbeginn beim ersten Lauf der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) hat der Kampf um die Krone bei einem der prestigeträchtigsten Langstreckenrennen der Welt begonnen. Beim nach dem gleichen technischen Reglement ausgetragenen ADAC Zurich 24h-Rennen (10. bis 13. Mai) wollen zahlreiche Top-Teams antreten: Audi, BMW, Mercedes-AMG und Porsche kämpfen an der Spitze mit hochkarätigen Kundensport- oder Werksteams. Ferrari, Lamborghini und Renault sind in diesem Feld der GT3-Rennwagen ebenfalls vertreten. In den zahlreichen Klassen sind viele weitere Werkseinsätze und Privatiers angekündigt: Das Starterfeld wird mit rund 160 Teilnehmern auch 2018 gespickt sein mit dem Who-is-who des Langstreckensports. Beim ersten Schlagabtausch im Rahmen der VLN hat sich nun Porsche als möglicher Favorit gezeigt: Das 24h-Rekordsiegerteam Manthey Racing ging mit einem Werksfahrer-Trio in der 2018er-Version des legendären 911 GT3 R an den Start, holte prompt die Pole-Position und den Rennsieg. Noch zwei Mal kreuzen die Kontrahenten nun die Klingen, bevor es Mitte Mai zum 24h-Rennen geht: beim zweiten VLN-Lauf und dem ADAC Qualifikationsrennen 24h-Rennen (14. – 15. April).
Nach dem ersten Lauf der VLN-Saison 2018 steht fest: Es bahnt sich ein spannendes Geschehen auf der legendären Nürburgring-Nordschleife an. Denn schon im Zeittraining zeigte sich, wie gering die Leistungsunterschiede ausfallen: Die Pole-Sitter von Manthey lagen in ihrer schnellsten Trainingsrunde gerade einmal 0,434 Sekunden vor dem zweitplatzierten Ferrari 488 GT3 des Wochenspiegel-Teams. Mit einem BMW M6 GT3 von Walkenhorst und einem vom Team HTP eingesetzten Mercedes-AMG GT3 lagen damit gleich vier Fabrikate innerhalb der ersten vier Plätze. Und auf der mehr als 25 km langen Eifel-Achterbahn rangierten die besten Zehn im Training innerhalb von fünf Sekunden.
Und auch das Geschehen im Rennen machte beim Saisonauftakt Lust auf das, was noch folgen wird. Das Porsche-Werkstrio aus Kevin Estre (FRA), Earl Bamber (NZL) und Laurens Vanthoor (BEL) konnte in einem ereignisreichen Rennen die Pole in einen Sieg umsetzen. „Großartig, dass ich endlich meinen ersten Nordschleifensieg in der Tasche habe“, freute sich Earl Bamber anschließend, und Teamkollege Vanthoor jubelte ebenfalls: „Der erste Sieg nach einem Jahr als Porsche-Pilot! Megacool, dass es ausgerechnet auf der Nordschleife geklappt hat.“ Derweil richtet sich die Aufmerksamkeit des Teams schon ganz auf den Saisonhöhepunkt: „Wir fangen die neue Saison an, wie wir die alte aufgehört haben und freuen uns sehr über den 51. Manthey-Racing-Sieg in der VLN“, sagte Bernhard Demmer (Projektleiter #911 und #912 Porsche 911 GT3 R bei Manthey Racing). „Für Fahrer, Auto und Team war das eine perfekte Vorbereitung für das 24-Stunden-Rennen. Vor allem in puncto Setup scheinen die Ideen, die wir im Winter hatten, gut zu funktionieren. Jetzt geht es noch um weitere Verbesserungen im Detail in allen Bereichen, um im Mai dann perfekt aufgestellt zu sein.“
Starke Verfolger
Der cool herausgefahrene Auftaktsieg von Porsche sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch 2018 viele Anwärter auf die Nordschleifenkrone gibt. So ging auf Platz zwei schließlich ein Audi R8 LMS durchs Ziel, dessen zartes Rosa ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass es sich um eine verteufelt schnelle Truppe handelt: Die Nordschleifen-Routiniers Markus Winkelhock (Schorndorf) und Nico Müller (SUI) konnten sich von Startplatz 18 aus bis aufs Podium verbessern. Eingesetzt wurde ihr Renner von BWT Mücke Motorsport, die gerade einmal das zweite Rennen in der VLN absolvierten und in diesem Jahr ihr 24h-Debüt auf der Nordschleife feiern. „Das war ein guter Einstand in die Saison 2018“, konnte sich denn auch Nico Müller freuen, der mit Winkelhock von Platz 18 gestartet war. „Das Rennen verlief für uns deutlich besser als das Zeittraining, wo wir aufgrund von Gelbphasen keine Chance hatten, eine Toprunde zu absolvieren. Das Auto läuft fantastisch.“ Auch auf Rang drei landete eine Mannschaft, die im Rennen mächtig Boden gut gemacht hatte: Es war der blau-grüne Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsport, der im Qualifying als Elfter abgewinkt worden war. Dabei grämte sich Klaus Bachler (Österreich), der sich den Boliden mit Sven Müller (Ockenheim) teilt: „Wir hatten am Ende einer Doppelt-Gelb-Phase etwas Pech und haben so Platz zwei verloren. Das ist ärgerlich, denn wir hatten im Rennen viel Boden gutgemacht. Dank einer Topstrategie konnten wir von Startplatz elf aus bis auf Rang zwei nach vorne fahren.“
Zwölf Stunden Fahrzeit beim 24h-Qualirennen
Doch so ist der Langstreckensport auf der Nordschleife. Die Leistungsunterschiede sind so gering, dass schon Details über Sekt oder Selters entscheiden können. Bei diesen extrem engen Abständen ist nur logisch, dass die Top-Teams jede Gelegenheit nutzen, um ihre Boliden auf die Härten der längsten Rennstrecke der Welt vorzubereiten. Zwei Events stehen vor dem 24h-Rennen dafür noch zur Verfügung. Neben dem zweiten VLN-Lauf ist es vor allem das ADAC Qualifikationsrennen 24h-Rennen (14. bis 15. April), das in zwei Tagen zwölf Stunden Zeit auf der Strecke eröffnet – inklusive des sechsstündigen Rennens am Sonntag (Start: 12:00 Uhr). Zudem sind mit Nachtqualifying am Samstagabend (ab 18:45 Uhr) und dem Top-30-Shootout um die Pole-Position (Sonntagmorgen ab 10:15 Uhr) Elemente im Zeitplan eingebaut, die die Bedingungen des 24h-Rennens perfekt simulieren. Die ideal Vorbereitung für die Teams – die ideale Einstimmung für die Fans, die sich ebenfalls schon so langsam für die vier heißen Tage rund um das Himmelfahrtswochenende bereit machen.