Brundle und Beretta: Im Prosport-Cayman zum Nordschleifen-Permit

[Teaminfo] Alex Brundle, Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Martin Brundle, zieht es genauso wie Michele Beretta in die „Grüne Hölle“. Es gibt eben kaum einen Rennfahrer, der dem Reiz des Nürburgrings widerstehen kann. Doch um auf der legendären Nordschleife rund um die Ruine der Nürburg Rennen fahren zu dürfen, reicht die übliche Rennfahrer-Lizenz nicht aus, gleich welcher Kategorie. Es bedarf des sogenannten Nordschleifen-Permits, sozusagen die Vollgas-Erlaubnis für die „Grüne Hölle“. Der Engländer Alex Brundle (28), der bereits fünf Mal bei den 24 Stunden von Le Mans startete und 2017 auf dem Podium den dritten Gesamtrang bejubelte, sowie der Italiener Michele Beretta (23), der in der Formel-3-Europameisterschaft antrat und in dieser Saison einen Lamborghini im ADAC GT Masters steuerte, haben sich als „Fahrschule“ Prosport Performance ausgesucht.
Das Team um Christoph Esser mit Sitz in Wiesemscheid, nur fünf Kilometer vom Nürburgring-Fahrerlager entfernt, gilt als einer der führenden Adressen, wenn es um die Erlangung des vom deutschen Motorsport-Dachverband DMSB vorgeschriebenen Permits geht. So vertrauten beispielsweise Audi und Porsche schon etliche namhafte Fahrer – von den Le-Mans-Piloten André Lotterer und Earl Bamber über die Brüder Kevin und Sheldon von der Linde bis zu den DTM-Piloten Robin Frijns, Jamie Green und Eduardo Mortara – dem Team aus der Eifel an, um sich im Porsche Cayman aus der Klasse V5 der VLN-Produktionswagen bis 3.000 ccm Hubraum für höhere Aufgaben zu qualifizieren.
Alex Brundle und Michele Beretta werden am Samstag (6. Oktober) nicht einfach nur ein Rennen bestreiten, und zwar den achten Lauf zur VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, vielmehr haben sie ab Donnerstag einen gespickten Stundenplan für drei Tage: Am Donnerstag müssen die beiden zunächst die Schulbank drücken. Nordschleifen-spezifische Regelungen wie etwa das Gefahren-Szenario „Code 60“ oder die abweichenden Anwendungen der Gelben und der Weißen Flagge werden in der Theorie gelehrt. Während einer Busfahrt über die 20,832 Kilometer lange Nordschleife werden an ausgesuchten Streckenpassagen die Eigenarten und Tücken der Nordschleife besichtigt und von den dozierenden „Ring“-Experten eingehend erklärt. Am Freitag folgt der erste Praxis-Teil. Dabei fahren die Permit-Schüler zunächst in kleiner Gruppe acht geführte Runden über die Nordschleife, wobei immer wieder spezielle Situationen (u.a. Code 60, Gelbe und Weiße Flaggen) „eingespielt“ werden, auf die Brundle, Beretta und andere Permit-Schüler wie in der Theorie gelernt reagieren müssen. Anschließend sind acht Runden ohne Guide zu absolvieren, in denen das richtige Anwenden des Erlernten erneut kontrolliert wird. Dann sollte dem Erhalt des Permits der Stufe B nichts mehr im Wege stehen, welches zum Rennstart in einem leistungsschwächeren Rennfahrzeug berechtigt.
So werden Brundle und Beretta im zweiten Praxis-Teil am Samstag im Training und im Vier-Stunden-Rennen den 275 PS starken Prosport-Cayman V5 (#462) steuern, ebenso beim neunten und letzten VLN-Rennen am 20. Oktober. Denn die Aufgabe ist klar vorgegeben: Sie müssen zwei Rennen bestreiten, dabei jeweils insgesamt 18 Runden absolvieren und unter den besten 75 Prozent der Teilnehmer in der Klasse (V5) ins Ziel kommen. Wenn die beiden auch diese Hürde nehmen, dürfen sich Brundle und Beretta über das Permit der Stufe A freuen, das fortan uneingeschränkte Renneinsätze auf der anspruchsvollen Nordschleife erlaubt. Auch beim umfassenden Antragsverfahren können Alex Brundle und Michele Beretta auf ausgiebige Erfahrungen von Prosport Performance zurückgreifen.
„Dass so viele namhafte Fahrer für die Permit-Ausbildung auf Prosport Performance vertrauen, freut uns und macht uns auch ein bisschen stolz“, so Prosport-Chef Christoph Esser, selbst sechsmaliger VLN-Gesamtsieger. „Nach anfänglichen Diskussionen hat sich das Permit grundsätzlich bewährt. Die Schulung ist seit der Einführung vor drei Jahren professioneller, besser geworden. Und nach meiner Einschätzung wurde das Ziel erreicht, das Verhalten der Fahrer auf der Strecke zu verbessern und die Rennen sicherer zu machen.“
Ehemalige Permit-Schüler Maiman/Uglum erneut im Cayman Pro4
Was Brundle/Beretta noch bevorsteht, haben Grant Mainman und John Uglum bereits hinter sich. Sie haben die Permit-Schule bereits erfolgreich durchlaufen und sich im Prosport-Cayman das A-Permit verdient. Am Samstag starten die beiden US-Amerikaner bereits zum dritten Mal im 380 PS starken Porsche Cayman PRO4 (#205). Hatte ein Reifenschaden beim ersten Start mit der GT4-Eigenenticklung des 2006 gegründeten Teams aus der Eifel noch eine bessere Platzierung als Rang neun verhindert, so eroberten Maiman/Uglum vor zwei Wochen beim siebten VLN-Lauf den zweiten Platz in der Klasse SP6 und somit die ersten Pokale. Ihre Glückshormone sind immer noch aktiv, und so können die beiden US-Boys den erneuten Renneinsatz auf der Nordschleife kaum erwarten.