FIA WTCR: Hyundai-Pilot Michelisz holt den Titel

Mit einem superspannenden Finale ging der FIA Tourenwagen-Weltcup (WTCR) im malaysischen Sepang zu Ende. Bis zum letzten Rennen war der Kampf um den ersten Platz offen, am Schluss hatte Norbert Michelisz (HUN) die Nase vorne. Der Hyundai-Pilot konnte mit einem Sieg im ersten Rennen des Wochenendes und Platz vier im dritten Heat seinen schärfsten Rivalen Nestor Girolami auf Distanz halten, der aber den Titelkampf bis zuletzt offen halten konnte. In Sepang verabschiedete sich außerdem VW aus der Serie – und das mit einem echten Feuerwerk. Der Schwede Johan Kristoffersson schaffte im allerletzten WTCR-Lauf der Saison das Kunststück, von Startplatz 22 aus den Sieg zu holen. Zum Vizemeister wurde in Malaysia Esteban Guerrieri (ARG) gekürt, der für das deutsche Team All-inkl.com Münnich Motorsport an den Start geht. Der lange Zeit Tabellenführende musste seine Titelambitionen erst im allerletzten Lauf begraben, als er mit einem Motorproblem zurückfiel. Das Finale macht Lust auf die Fortsetzung, die es ab Anfang April gibt: Dann steht in Marokko der Saisonauftakt der Saison 2020 auf dem Programm.
Rennen 1: Michelisz legt den Grundstein
Schon im Qualifying deutete sich an, dass das Sepang-Wochenende spannend werden würde: Norbert Michelisz holte im ersten Qualifying die Pole für Lauf 1, während Rivale Guerrieri nur Platz zehn blieb. Bei der Entscheidung um die Startplätze für den zweiten und dritten Lauf lagen dann die Rivalen Kopf an Kopf: Michelisz auf P1 und Guerrieri auf P2 – das versprach einen Krimi zum Saisonabschluss. Den Anfang machte aber Michelisz mit einer souveränen Vorstellung: In Lauf 1 blieb er bei wechselhaftem Wetter fehlerfrei und holte den Sieg. Der Hyundai-Pilot kam vor Aurélien Panis (Cupra) ins Ziel, der als Zweiter gestartet war. Esteban Guerrieri verbesserte sich auf Rang vier, doch nach diesem Lauf hatte Michelisz 27 Punkte Vorsprung auf ihn, während Yvan Muller als dritter Titelaspirant noch einmal acht Punkte mehr Rückstand hatte. „Es war nicht einfach, die Bedingungen waren nicht ideal“, fasste Michaelisz zusammen. „Es gab Druck, aber ich bin sehr glücklich mit meiner Performance und dem Auto. Aurélien hatte eine gute Pace, also konnte ich nicht nachlassen und versuchte, mir einen Vorsprung herauszufahren, falls ich einen Fehler machen würde. Es war das perfekte Rennen.” Dritter wurde Gabriele Tarquini (Hyundai), der als amtierender Meister in die Saison gestartet war und in Sepang die Saison auf Platz acht abschloss.
Rennen 2: Guerrieri machte es spannend
Auch in Lauf zwei spielte das Wetter eine Hauptrolle. Nachdem bereits Lauf eins hinter dem Safetycar begonnen hatte, war diesmal sogar eine Unterbrechung notwendig. Von all dem ließ sich Esteban Guerrieri nicht beirren, der mit seinem Honda schließlich als Sieger abgewinkt wurde. Er konnte damit das Titelduell noch einmal spannend machen, rückte er doch bis auf zehn Punkte an Michelisz heran. Von Platz neun in der Startaufstellung fuhr Guerrieri im Regen nach vorne, während es dunkel wurde und unter Flutlicht gefahren wurde. Michelisz wurde nur Achter. „Unglaublich“, sagte Guerrieri. „Ich habe alles gegeben. Ich habe schon gesehen, was in der ersten Runde kommen wird, und es ist auch so passiert. Es war das Rennen meines Lebens.“ Ein dickes Lob bekam von ihm die Mannschaft von All-inkl.com Münnich Motorsport: „Das Auto war unglaublich! Danke an mein Team.” Auch sein Teamkollege machte eine gute Figur: Beim Start übernahm Néstor Girolami zunächst die Führung. Er überholte Polesitter Ma Quinghua in Kurve 1. Doch da einige Piloten im starken Regen von der Strecke abgekommen waren, wurde der Lauf mit der Roten Flagge unterbrochen. Die neue Startaufstellung sah die Teamkollegen Girolami und Guerrieri in der ersten Startreihe, Tabellenführer Michelisz – der beim ersten Start zurückgefallen war – startete nur von P17. Aufgrund von Problemen anderer Fahrer rückte er beim Neustart hinter dem Safetycar auf P13 nach vorne. Beim Neustart ließ Girolami Guerrieri vorbei, der anschließend einen komfortablen Vorsprung aufbaute und den Sieg nach Hause fuhr. Hinter ihm gab es viel Action. Mikel Azcona (Cupra) und Johan Kristoffersson (VW) duellierten sich hart. Sie überholten Girolami und standen mit Guerrieri auf dem Podium.
Rennen 3: Sensationssieg für VW-Pilot Kristoffersson
Das letzte Saisonrennen der WTCR enthielt dann alles, war Tourenwagensport spannend macht. An der Spitze setzte sich VW-Pilot Kristoffersson in einem spektakulären Vierkampf um den Sieg durch, der gleichzeitig Esteban Guerrieri seine Titelchance kostete. In den ersten Runden schwang das Pendel zwischen Guerrieri und Michelisz fast in jeder Kurve hin und her. Schließlich verlor der Honda-Pilot aber Motorleistung, wohl weil Guerrieri nach einem Kontakt mit Kristoffersson durch das Gras fuhr und dadurch der Kühler möglicherweise verstopft wurde. Vom Start weg kam es zu einem direkten Schlagabtausch der beiden Titelaspiranten, die sich die erste Startreihe teilten. Pole-Mann Michelisz verlor in Kurve eins, als sich Guerrieri auf der Außenbahn durchsetzte. Dabei zog er auch Mikel Azcona auf den zweiten Platz mit. Zum Trio gesellte sich bald Kristoffersson, der aus dem Nirgendwo kam, nun an der Spitze kräftig mitmischte und Michelisz einen weiteren Platz kostete. Nach einer kurzen Safetycar-Phase zeigten die vier ein unglaubliches Spektakel. Der Schlüsselmoment war ein Duell zwischen Guerrieri und Kristoffersson. Der VW-Pilot berührte den Argentinier, dessen Honda für einen Moment aufs Gras abkam. Später funkte Guerrieri, dass er Leistung verliert. Er fiel immer weiter zurück. Nachdem der Kühler gesäubert war, fuhr er zwar noch die schnellste Rennrunde, aber mehr als Platz 22 sprang nicht mehr heraus. Sein Pech bedeutete, dass Michelisz auf Titelkurs war. Er fiel auf den fünften Platz zurück, während sich vor ihm ein Dreikampf um den Sieg entwickelte, denn zu Kristoffersson und Azcona hatte sich auch der Alfa Romeo Giulietta Veloca TCR von Kevin Ceccon gesellt. Am Ende konnte der Schwede den Lauf für sich entscheiden und vor Ceccon und Audi-Pilot Frederic Vervisch durchs Ziel gehen. „Glückwunsch an Esteban – seine Performance in Rennen zwei und drei waren unglaublich stark“, zollte der neue Meister Michelisz seinem Titelrivalen anschließend Respekt. „Es war ein echt harter Kampf, wir haben beide alles gegeben.“