Der vorletzte Lauf der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) war ein schlagzeilenträchtiges Ereignis. Nachdem Citroën-Pilot José María López (ARG) bereits als Fahrer-Weltmeister feststand, konnte sich die französische Marke nach einem Dreifachtriumph im Hauptrennen auf der Rennstrecke in Schanghai (CHN) auch den Marken-WM-Titel sichern. Mehdi Bennani (MAR) konnte sich durch den dritten Platz im Hauptrennen endgültig in der Privatfahrer-Meisterschaft (WTCC Trophy) durchsetzen. Dass die WTCC auch im kommenden Jahr spannungsgeladen bleibt, wenn sie vom 25. bis 28. Mai 2017 auf die Nordschleife zurückkehrt, scheint ebenfalls garantiert: Im Eröffnungsrennen von China holte der Schwede Thed Björk den ersten Rennsieg für Volvo Polestar in der WTCC und bestätigte damit den Aufwärtstrend der nordeuropäischen Marke. Zudem hat Honda das WM-Engagement 2017 bestätigt und ist damit als dritter Hersteller in der Weltmeisterschaft fix.
Erst in der vorletzten Runde wurde in China der erste Heat des Wochenendes entschieden. Beim Eröffnungsrennen, bei dem die Top 10 in umgekehrter Reihenfolge des Qualifying-Ergebnisses tarten, übernahm zunächst Norbert Michelisz (HUN, Honda Civic WTCC) in Führung, der einen besseren Start als Polesetter John Filippi (FRA, Chevrolet RML Cruze) erwischt hatte. Lange sah es so aus, als ob der Ungar den zweiten Sieg für Honda in Folge im Eröffnungsrennen holen würde. Denn seine Widersacher machten sich gegenseitig das Leben schwer. Tom Chilton (GBR, Citroën C-Elysée WTCC) und Gabriele Tarquini (ITA, Lada Vesta WTCC) gerieten im Fight um Platz zwei aneinander und mussten zur Box. So rückte Thed Björk im Volvo Polestart auf den zweiten Platz vor, der in der Folge den Rückstand auf Michelisz verkürzen konnte. Zu Beginn der letzten Runde lag Björk schließlich in Angriffsposition, schloss endgültig zu Michelisz auf und presste sich vorbei, wobei an beiden Fahrzeugen Kampfspuren zurückblieben. Auf Platz drei und vier lagen die Citroën-Werkspiloten Yvan Muller (FRA) und José María López (ARG). Wenig Fortune hatte dagegen Polesitter Filippi. Er musste seinen Chevrolet nach einem Rempler früh im Rennen abstellen, was eine Safety-Car-Phase zur Folge hatte.
„Der Sieg ist absolut fantastisch für das Team“, freute sich Thed Björk nach dem historischen Sieg. „Sorry Norbert für die Berührung beim Überholen. Die letzte Runde war aber sehr, sehr schön.“ Mit der Entschuldigung konnte Michelisz leben: „Thed tat eben alles, um mich zu überholen, und ich habe alles gegeben, das zu verhindern. Natürlich: Es ist enttäuschend, den Sieg herzugeben, nachdem man 98 Prozent des Rennens geführt hat. In den letzten Runden fehlte mir ein wenig die Performance der Vorderreifen, sodass meine Pace etwas geringer wurde.“
Hauptrennen: Sieg für López siegt, Bennani holt Krone der Privatiers
Das Hauptrennen war im Anschluss eine klare Angelegenheit: José María López gelang ein dominanter Sieg, während Markenkollege Mehdi Bennani hinter Yvan Muller nicht nur den Dreifacherfolg der Franzosen komplettierte. Er sicherte sich durch den Podestplatz auch den Titel in der WTCC Trophy. Für López war der Start-Ziel-Sieg sein achter Triumph in der Saison und der 29. seiner WTCC Karriere. Welch ein Ausnahmefahrer er ist, bewies er mit dem Elf-Sekunden-Vorsprung vor seinem Teamkollegen Muller. Der hatte beim Start Lada-Pilot Nicky Catsburg (NED) von Platz zwei verdrängt, der beim Start Schwierigkeiten hatte. Auch Bennani konnte davon profitieren und den dritten Platz übernehmen. Er war es auch, der das Spitzentrio abschirmte und den Lada bis ins Ziel auf Distanz hielt. Gabriele Tarquini konnte sich im Rennen an Thed Björk vorbeiarbeiten und belegte im Ziel hinter seinem Teamkollegen Catsburg die fünfte Position. „Herzlichen Glückwunsch an Mehdi zu seinem Titelgewinn“, gratulierte der bereits als WTCC-Gesamtsieger feststehende José María López dem Markenkollegen im Anschluss. „Er hat einen hervorragenden Job gemacht und uns beim Gewinn der Herstellerwertung sehr geholfen. Mein Wochenende war sehr schön – ich hatte von Anfang an eine gute Performance. Nach einem aufregenden Eröffnungsrennen hatte ich dann im Hauptrennen weniger Druck. Der Start war sauber und ab da habe ich einfach nur versucht, einen Vorsprung herauszufahren.“
„Es sind meine letzten Runden in der WTCC, und ich versuche sie zu genießen“, sagte Weltmeister López bei der Pressekonferenz nach dem Rennen in China. Nachdem das Werksteam der Franzosen bereits frühzeitig seinen Ausstieg aus der Serie im Jahr 2017 bekannt gegeben hat, wird es im kommenden Jahr nur noch privat eingesetzte Citroën geben. Sie treten dann gegen die Werksautos von mindestens drei Herstellern an: Honda hat sein WTCC-Engagement nun offiziell verlängert. François Ribeiro, Chef des WTCC-Promoters Eurosport Events, freut sich über die Ankündigung: „Schön, dass Honda seine Engagement in der FIA-Tourenwagen-Weltmeisterschaft verlängert hat. Sie haben sicherlich festgestellt, welche Vorteile ein WTCC-Engagement dem Hersteller und dem legendären Civic Type R bringt. Ich erwarte 2017 einen sehr offenen und engen Kampf zwischen Honda, Volvo Polestar, LADA Sport und den früheren Werksautos von Citroën.“ Honda ist seit 2012 als Hersteller in der WTCC aktiv und hat bislang 14 Rennen gewonnen. Zudem errangen die Japaner 2013 den prestigeträchtigen FIA-Hersteller-Titel.
Weiter geht es für die Königsklasse des internationalen Tourenwagensports planmäßig vom 24. bis 25. November beim Saisonfinale in Katar. Das im Saisonkalender für den 3. / 4. Oktober geplante Gastspiel in Thailand dagegen wird aller Voraussicht nach ausfallen: Der WTCC-Promoter hat bei der FIA beantragt, den Lauf aus dem Kalender zu streichen, nachdem die Verhandlungen mit dem örtlichen Veranstalter endgültig gescheitert waren.