Maro Engel sicherte sich und seinem Team Black Falcon im vergangenen Jahr sensationell in der letzten Rennrunde den Gesamtsieg beim ADAC Zurich 24h-Rennen. Für den in Monaco lebenden Deutschen brachte dieser Erfolg einen enormen Schub für seine Motorsportkarriere.
???: Du hast in diesem Jahr einen extrem vollen Terminkalender! Was sind deine Highlights 2017?
Maro Engel: „Ich habe eine fantastische Saison vor mir: DTM, da freue ich mich sehr auf meine Rückkehr, Formel E und – was mir persönlich wichtig ist – das 24h-Rennen mit zwei VLN-Rennen und dem Quali-Rennen. Ich freue mich ganz besonders darauf, beim 24h-Rennen als Titelverteidiger antreten zu können. Ich will auch im Laufe der Saison noch VLN-Rennen auf dieser magischen Rennstrecke fahren.“
???: 2016 konntest du das 24h-Rennen zum ersten Mal gewinnen. Wie fühlt es sich knapp ein Jahr später an?
Maro Engel: „Da ging für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung. Die Bilder sind immer noch überall präsent. Wenn ich sie sehe, bekomme ich immer wieder Gänsehaut. Es war unglaublich emotional. Wir waren ein fantastisches Team und mit Bernd [Schneider] zu gewinnen, macht es für mich noch spezieller. Ich kenne Bernd schon wahnsinnig lange, er hat mich sehr unterstützt und gefördert.“
???: Welchen Stellenwert hat das 24h-Rennen bei deinem vollen Terminkalender?
Maro Engel: „Es ist ganz klar ein Saisonhighlight. Das 24h-Rennen auf dem Nürburgring ist für mich das härteste Autorennen der Welt. Über 30 Siegkandidaten fahren am Samstagnachmittag los, kombiniert mit der härtesten und gleichzeitig coolsten Rennstrecke der Welt. Auf der „Grünen Hölle“ befindest du dich auch zwischen Himmel und Hölle. Es ist unglaublich auf dieser Rennstrecke zu fahren. Du hast keinen Platz für Fehler, und es herrscht viel Verkehr mit Fahrzeugen, die auch noch unterschiedlich schnell unterwegs sind. Mensch und Material werden hier extrem gefordert. Man sieht an dem Zuspruch der Zuschauer, Fahrer, Teams und auch Werke, wie hoch der Stellenwert dieses Rennens ist. Ich habe diesem Rennen wahnsinnig viel zu verdanken. Ich habe im Zuge meines Sieges die Chance bekommen, in der Formel E und auch der DTM zu fahren. Das zeigt, wie viel dieses Rennen im Motorsport wert ist. Was hier für ein Level herrscht, ist unglaublich. Meiner Meinung nach, ist es härter das 24h-Rennen hier auf dem Nürburgring zu gewinnen als das 24h-Rennen von Le Mans.“
???: Hat sich eure Vorbereitung durch die neuen Regeln geändert?
Maro Engel: „Es hat sich schon einiges geändert. Aber ich denke, die Änderungen haben genau das bewirkt, was die Regelmacher erreichen wollten. Die Kurvengeschwindigkeiten sind etwas langsamer, und das spürt man als Fahrer auch. Vor allem vom Reifen her, aber auch durch die Änderungen an der Fahrzeughöhe und dem Heckflügel. Für uns war die Vorbereitung eine Herausforderung, da wir das Setup für das Fahrzeug neu finden mussten. Darauf war die gesamte Vorbereitung in der VLN ausgerichtet. Wir müssen eine Abstimmung finden, mit der das Fahrzeug über eine Runde, aber auch über einen kompletten Stint, schnell unterwegs sein kann.“
???: Ändert sich etwas für die Zuschauer?
Maro Engel: „Die Autos sind noch genauso spektakulär wie sie bisher waren und auch der Sport wird so spannend bleiben. Ich glaube, dass sich für den Fan nichts ändern wird. Die Autos werden ein paar Sekunden langsamer sein, aber das ist mit dem bloßen Auge von außen eigentlich nicht zu sehen. Wenn man auf der Nordschleife über einen Unterschied von zwei bis vier Sekunden redet, sprechen wir bei der Kurvengeschwindigkeit von einem Unterschied von etwa 5 km/h. Selbst die geschultesten Experten würden sich schwer tun, den Unterschied zu sehen.“
???: Für euch wird es wahrscheinlich nicht weniger anstrengend?
Maro Engel: „Wir werden eher noch mehr gefordert. Die Reifen sind grundsätzlich etwas langsamer als im vergangenen Jahr, haben aber auch die Tendenz hinten heraus etwas mehr abzubauen.“
???: Wer sind eure Hauptkonkurrenten beim 24h-Rennen?
Maro Engel: „Das ist wahnsinnig schwierig, sich da festzulegen. Wir ich vorhin schon gesagt habe, hat man hier ca. 30 Autos, die um den Sieg fahren – vielleicht auch ein paar mehr. Sicherlich sind die Hauptverdächtigen wie BMW, Audi und Porsche unseren Hauptkonkurrenten. Man sollte auch nicht Bentley unterschätzen. Auch Glickenhaus sollte man auf der Rechnung haben. Ich denke, dass wir in der Breite besser aufgestellt sind. Aber in diesem Rennen kann so viel passieren, da gehört auch das Quäntchen Glück dazu.“
???: Braucht man auf der Nordschleife mehr Glück als bei anderen Rennen?
Maro Engel: „Zum großen Teil ist man natürlich für sein eigenes Glück verantwortlich. Man muss im Verkehr und bei der Strategie die richtigen Entscheidungen treffen. Doch hin und wieder kommt man in eine Situation, in der man nicht mehr die Kontrolle hat. Das sind dann so Sachen wie Reifenschäden oder Code 60 zum falschen Zeitpunkt. Wenn der Konkurrent in dem Moment noch freie Fahrt hat, kann er auf einen Schlag 30 Sekunden aufholen. So eine Situation erlebst du mindestens einmal im Rennen. Da muss man dann ruhig bleiben.“