Das war ein spektakuläres zweites Rennwochenende der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS): Zwei Läufe hintereinander standen an, und sie boten alles an Action und Dramatik, was sich die Zuschauer des Livestreams erhofft hatten. Beim zweiten NLS-Lauf am Samstag gab es einen Premierensieg für das neu gegründete Mercedes-AMG Team HRT. Die Mannschaft von Hubert Haupt gewann mit der Fahrerkombination Maro Engel, Manuel Metzger, Adam Christodoulou und Luca Stolz. Sie hatten im Ziel 34,244 Sekunden Vorsprung vor dem BMW M6 GT3 der Auftaktsieger von Walkenhorst Motorsport. Am Sonntag sah zunächst alles nach einem Sensationssieg für das Ferrari-Team Octane 126 aus: Björn Grossmann, Simon Trummer, Jonathan Hirschi und Luca Ludwig hatten sich bis zur Zielflagge gerade einmal 0,782 Sekunden Vorsprung auf die Sieger des Vortags m HRT-Mercedes erarbeitet. Doch im Rahmen der technischen Nachuntersuchung dann der Schock: Wegen Verwendung eines Reifens, der nicht den DMSB-Bestimmungen zum Musterreifen-Prozedere entsprach, wurde das Team aus der Wertung genommen. Auch der zweite Sieg ging so an HRT.
Samstag: Erster NLS-Sieg für das Mercedes-AMG Team HRT
Die frisch formierte Mannschaft von Hubert Haupt konnte dem Geschehen schon am Samstag seinen Stempel aufdrücken. Maro Engel, Manuel Metzger, Adam Christodoulou und Luca Stolz gewannen das 60. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen vor David Pittard, Mikkel Jensen und Christian Krognes (Walkenhorst-BMW M6 GT3). Ebenfalls zum zweiten Mal in Folge auf dem Podium: Fabian Schiller und Maximilian Buhk des Mercedes-AMG Team GetSpeed.
Von Position drei aus gestartet, schob sich Startfahrer Stolz bereits in der ersten Runde an die Spitze. Insgesamt führte das HRT-Quartett 18 von 28 Runden lang das Feld an. „Viel besser kann die Saison nicht starten“, sagte Metzger. „Luca hat einen sensationellen Start hingelegt und ich konnte ein gutes Polster herausfahren.“ Stolz ergänzte: „Wir haben schon gestern beim Test gemerkt, dass wir sehr stark sein würden. Heraus gekommen ist der erste Sieg für das Team HRT und der erste Nordschleifen-Erfolg für das Evo-Modell des Mercedes-AMG GT3“
Jensen war mit Platz zwei nicht hundertprozentig zufrieden. „Den Start habe ich leider versiebt“, gestand der Däne. „Es war mein erster Start bei einem Nordschleifenrennen und ich habe schlichtweg auf die falsche Ampel geschaut. Plötzlich hat Martin Tomczyk neben mir Gas gegeben und ich konnte nur noch reagieren. Ansonsten war es ein sauberes Rennen.“ Pittard sah das Ergebnis realistisch: „Der Mercedes war heute mit einem Werksaufgebot an Fahrern einfach zu stark. Mit Platz zwei können wir da als Kundenteam zufrieden sein. Aber das ist nicht unser Anspruch.“
Auch der drittplatzierte Buhk war mit seinem Start nicht zufrieden: „In Kurve eins habe ich mich für die falsche Seite entschieden und das bis in die Querspange bereut. Ich habe einige Plätze verloren. Danach fand ich dann aber in einen guten Rhythmus. Das Auto war im Vergleich zu Rennen eins noch einmal besser. Vor allem in den schnellen Passagen hatte ich Vertrauen ins Auto und konnte mehr pushen.“
Im Zeittraining, das von einigen Gelbphasen beeinträchtigt war, erwischte Augusto Farfus eine sehr gute Runde und durchbrach mit einer Zeit von 7:59,580 Minuten als einziger Fahrer die 8-Minuten-Schallmauer. Zusammen mit Martin Tomczyk und Sheldon Van der Linde fuhr der Brasilianer im Rennen auf Rang vier. Fünfte wurden Alexander Sims und Nick Yelloy im Rowe-BMW vor dem schnellsten Porsche. Michael Christensen, Kevin Estre und Felipe Fernandez Laser pilotierten den Frikadelli-Elfer auf Platz sechs. Schnellstes Pro-Am-Team war Huber Motorsport mit einem weiteren Porsche 911 GT3 R. Die Am-Wertung gewann der Ferrari 488 GT3 von Hela Pagid – racing one.
Volker Strycek hat Geschichte geschrieben
Führungswechsel in der ewigen Statistik der NLS-Klassensiege seit 1977: Gleich zweimal triumphierte Volker Strycek im Samstagsrennen und stieß damit Nordschleifen-Urgestein Johannes Scheid vom Thron, der auf 131 Klassensiege zurückblickt. „Ich freue mich riesig“, strahlte Strycek nach dem Rennen. „Johannes wartete bereits an der Box als ich nach dem Rennen hereinkam und hat mir gratuliert. Das ist wahre Größe unter Motorsportlern.“ Scheid sagte über seinen langjährigen Mitstreiter Strycek: „Ich gönne Volker den Erfolg von ganzem Herzen und kann mir keinen besseren vorstellen, um mich an der Spitze zu beerben.“ Strycek gewann zusammen mit seinen Kindern Lena und Robin die OPC-Klasse. Daneben triumphierte er auch an der Seite von Olaf Beckmann und Peter Hass mit dem Opel Manta in der Klasse H2. Strycek: „Die Konstellation ist einfach fantastisch und an diesen Tag werde ich mich noch lange erinnern. Heute Abend wird ein bisschen gefeiert. Morgen steht dann Rennen drei auf dem Programm. Mal sehen, ob wir dann nachlegen können.“
Sonntagsrennen: Erster Sieg für das Ferrari-Team Octane 126 vereitelt
Die erste Doppelveranstaltung der Nürburgring Langstrecken-Serie fand einen krönenden Abschluss, als Björn Grossmann durch die Corona-Boxengasse seine Ehrenrunde im Fahrerlager drehte: Er feierte mit seinen Kollegen den ersten großen Erfolg des Team Octane 126 in der NLS und den dritten Ferrari-Sieg in der Geschichte der traditionsreichen Nordschleifenserie. Mit einem hauchdünnen Vorsprung auf einen der HRT-Mercedes-AMG gingen sie über die Ziellinie, Platz drei ging an das Audi Sport Team CarCollection mit Mirko Bortolotti, Christopher Haase und Markus Winkelhock. Die Ernüchterung kam dann später: Das Team hatte einen Reifen verwendet, der nicht reglementskonform war und wurde deshalb aus der Wertung genommen. Der Sieg ging so erneut an HRT.
In der letzten Runde kam es zum Showdown zwischen Ferrari-Mann Grossmann und Mercedes-AMG-Pilot Christodoulou. Am Flugplatz nutzte der Schweizer seine Chance. „Ich habe im Verkehr eine Lücke genutzt und konnte Adam passieren“, sagte Grossmann. „Danach habe ich habe alles gegeben, um Platz eins ins Ziel zu retten.“ ‚Alles‘ war wenige Kilometer später fast zu viel. „Im Wippermann hat er sich einen kleinen Fehler geleistet und ich habe gedacht, er würde jetzt vielleicht nervös werden“, sagte Christodoulou. „Ich habe ohne Ende gepusht, schlussendlich hat es aber doch nicht gereicht.“ Der erfahrene Langstreckenpilot Engel zollte den Debütsiegern Respekt: „Die waren heute einfach ein bisschen schneller und wir mussten uns knapp geschlagen geben. Trotzdem hatten wir ein Superwochenende mit einem Sieg und einem zweiten Platz beim ersten NLS-Double-Header.“
Die ersten sechs Fahrzeuge wurden bei dem 52. ADAC Barbarossapreis innerhalb von nur 24,2 Sekunden abgewinkt. Hinter dem Spitzentrio waren dies der Walkenhorst-BMW von Christian Krognes und David Pittard, der GetSpeed-Mercedes mit den Fahrern Maximilian Götz und Raffaele Marciello sowie der Audi R8 LMS von Land-Motorsport mit den Fahrern Kelvin van der Linde, Christopher Mies und Mattia Drudi.