1977 gründete Jochen Neerpasch, damaliger Geschäftsführer der BMW Motorsport GmbH, das erste BMW Junior Team. Die Nachwuchspiloten von damals sind heute Legenden: Eddie Cheever, Manfred Winkelhock und Marc Surer! „Als ich 1977 das erste BMW Junior Team gegründet habe, waren wir bei BMW Motorsport Pioniere in der Nachwuchsförderung“, erinnert sich Neerpasch, der auch bei der Neuauflage als Mentor fungiert. „Nun nach mehr als 40 Jahren erneut in die Förderung eines BMW Junior Teams involviert zu sein, freut mich sehr.“
Derzeit dürfen der Brite Dan Harper, der Deutsche Max Hesse und der US-Amerikaner Neil Verhagen den Traum leben, den viele Nachwuchspiloten träumen: Zwei Jahre lange mit intensiver Betreuung durch einen namenhaften und erfolgreichen Hersteller Rennen auf der Nordschleife fahren. „Wir haben nach Fahrern gesucht, die sich in ihren jeweiligen Rennklassen kontinuierlich gesteigert haben“, erklärt Neerpasch. „Zudem war uns wichtig, ein Team aus internationalen Fahrern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Charakteren zusammenzustellen. Sie sollen einander ergänzen und voneinander lernen.“
Training in allen Bereich des Rennfahrerlebens
Das BMW-Junior-Programm konzentriert sich nicht nur auf die fahrerischen Fähigkeiten, sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Zusätzlich absolvieren die Piloten Fitness- und Mentaltrainingscamps bei der Formula Medicine, erhalten Media- und Social-Media-Coachings und erhalten Einblicke in die BMW Group und die BMW M GmbH.
Eigentlich sollten die drei Piloten von Anfang zusammen in einer WG wohnen. Das funktionierte zunächst auch und die Junioren absolvierten zusammen Anfang 2020 die Formula Medicine in Italien. Doch wegen der Coronakrise im Anschluss mussten sie quasi ins Homeoffice und für sich alleine trainieren. Anstatt im echten Rennwagen zu sitzen, traten die drei im Sim-Racing an. „Das hat vor allem dabei geholfen, die Strecke besser kennenzulernen“, erzählt Verhangen. Erst im Juni konnte die WG bezogen und der erste Renneinsatz auf der Nordschleife absolviert werden.
Großer Schritt: vom GT4 in den GT3
Im ersten Jahr waren die drei zunächst in einem BMW M240i Racing unterwegs, später wechselten sie auf den BMW M4 GT4, mit dem sie auch das ADAC TOTAL 24h-Rennen bestritten. Die Tücken der Coronakrise hatte den Junioren nicht geschadet: Nicht nur, dass sie den Klassensieg einfahren konnten, mit Rang 19 waren sie auch das schnellste Nicht-GT3-Fahrergespann: Ein Riesenansporn für die zweite Teilnahme in diesem Jahr.
Das zweite Ausbildungsjahr begann wieder mit einem Besuch in Italien und der Formula Medicine. Im Anschluss ging es für den Start in der NLS wieder in die WG. „Die beiden sind schon fast wie meine Brüder“, witzelt Verhagen über das Verhältnis zu den Kollegen. „Ich habe in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit mit Ihnen verbracht. Wir pushen uns gegenseitig beim Training – da ist immer ein gewisser Wettkampf zwischen uns.“
Dieser Teamgeist ist wichtig, denn in diesem Jahr wachsen die Herausforderungen für die Junioren: Sie steigen in die Königskategorie auf und pilotieren nun einen BMW M6 GT3, der vom Team RMG eingesetzt wird. „Das ist ein großer Schritt für uns“, berichtet Harper und sein Teamkollege Verhagen ergänzt: „Wir waren vorher in verschiedenen Rennserien unterwegs und deswegen waren die Voraussetzungen für jeden anders. Ich bin zum Beispiel Formel 3 gefahren und bin deswegen den höheren Downforce gewöhnt.“
Ziel beim 24h-Rennen: Podium
Das erste Highlight für das Tiro bildete der Start beim 24h-Qualirennen Anfang Mai. Dort wurden sie vom erfahrenen BMW-Piloten Augusto Farfus unterstützt und erreichte den 15. Platz. „Es ist super, dass er bei uns ist“, meint Harper. „Er hilft uns sehr mit seiner Erfahrung und seiner Coolness.“
Nun dauert es nicht mehr lange bis die Junioren ihr Meisterstück abliefern müssen: ihr zweites 24h-Rennen. 2019 hatte das Trio bis September Zeit sich vorzubereiten, in diesem Jahr müssen sie schon im Mai das große Highlight bestreiten. Doch Hesse sieht darin kein Problem: „Wir hatten genug Rennen vorher. Sicherlich haben wir weniger Zeit im GT3, aber das dürfte kein Nachteil sein.“ Schließlich hat ein 24h-Rennen im Juni auch klare Vorteile. „Die Chance auf besseres Wetter ist auf jeden Fall größer“, lacht Harper. „Und wir müssen nicht so lange in der Dunkelheit fahren.“
Ihr Ziel für das 24h-Rennen stecken sich die Junioren selbst hoch. „Ich persönlich würde gerne aufs Podium fahren“, gibt sich Verhangen selbstbewusst. „Wenn alles funktioniert, ist das ein machbares Ziel für uns. Wir müssen darauf achten, so wenig Fehler wie möglich zu machen.“