FIA WTCR: Der Nürburgring spricht Deutsch

Was für ein Wochenende für die deutschen Vertreter im FIA Tourenwagen-Weltcup (FIA WTCR). Schon im Qualifying zeigte sich das Honda-Team All-inkl.com Münnich Motorsport und die Engstler-Mannschaft (Hyundai) von ihrer starken Seite: Der Pole Position von Nestor Girolami (ARG) im All-Inkl.com-Honda folgten in den beiden Rennen Siege des Portugiesen Tiago Monteiro (All-inkl.com-Honda) und Jean-Karl Vernay (FRA, Engstler-Hyundai). Für Begeisterung bei den deutschen Fans sorgte außerdem Youngster Luca Engstler: Der Wiggensbacher eroberte im zweiten Rennen Platz zwei und schaffte es damit gleich bei seinem WTCR-Debüt vor heimischer Kulisse auf das Podium.

Schon im Qualifying hatte Engstler zuvor aufhorchen lassen, als er als bester Junior-Pilot Platz vier eroberte. Vor Ihm drei Vertreter der deutschen Teams im 22 Piloten starken WTCR-Feld: Hinter Polesitter Girolami (Honda) sortierten sich Jean-Karl Vernay (FRA, Engstler-Hyundai) und Esteban Guerrieri (ARG, All-Inkl.com-Honda) ein. Girolami konnte sich aber nicht nur über die Pole-Position freuen, die im zweiten WTCR-Lauf zum tragen kam. Er bekam auch 10 Punkte in der Meisterschaft. „Unglaublich”, befand Girolami nach der zweiten Pole in Folge – denn er eroberte auch 2020 an gleicher Stelle Startplatz 1. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an das vergangene Jahr mit einer erstaunlichen Runde und es dieses Jahr zu wiederholen, war nicht einfach.”

Erster WTCR-Lauf: Monteiro holt Last-Minute-Sieg

Im ersten Lauf war es dann Tiago Monteiro, der im All-Inkl.de-Honda Civic Type R TCR einen sensationellen Sieg holen konnte. Der Lauf wurde gemäß der WTCR-Tradition für die zehn Bestplatzierten des Qualifyings in umgekehrter Reihenfolge gestartet. Monteiro ging so von Platz vier aus ins Rennen auf der noch feuchten und leicht nebeligen Nordschleife.

In der letzten der drei Runden schließlich war er mit seinem Honda so weit an Spiteznreiter und Polesitter Yvan Muller (FRA, Cyan Racing Lynk & Co) heran, dass er zum Angriff blasen konnte: auf der Döttinger Höhe kassierte er den Franzosen und holte so auf den letzten Metern des Rennens den Sieg. „Ich habe versucht, clever zu fahren”, sage Monteiro nach einem spannenden Rennen. „In der ersten Runde wurde ich noch zurückgeworfen, aber ich blieb fokussiert und habe so hart wie möglich gepusht.” Muller hatte keine Mittel, den vorbeiziehenden Honda zu stoppen. „Es war knapp, aber nicht genug”, sagte er.

Engstler klettert bei Hyundai-Doppelerfolg in Lauf zwei aufs Podium

Im zweiten Lauf waren es die Hyundai-Werkspiloten, die zeigten, dass in dieser Saison mit ihnen zu rechnen ist. Die koreanische Marke bringt in dieser Saison den brandneuen Elantra N TCR an den Start – und konnte beim Saisonauftakt in Deutschland prompt den ersten Sieg verbuchen. Jean-Karl Vernay (FRA) trug sich als Elantra-Premierensieger ins WTCR-Geschichtsbuch ein. Er kam vor Luca Engstler ins Ziel, der damit für einen denkwürdigen Doppelsieg des Engstler-Teams beim Heimrennen sorgte. Vernay und Engstler führten das von der ersten Kurve bis zur Zielflagge an. Als entscheidend erwies sich dabei das turbulente Startgeschehen, aus dem die beiden in Führung liegend hervorgingen.

Für den drittschnellsten Qualifikanten Esteban Guerrieri blieb dagegen nur Frust, denn sein Honda sprang in der Aufwärmrunde nicht an. Vernay konnte Polesitter Girolami in Kurve 1 überholen. Der Argentinier verteidigte sich hart gegen Engstler, konnte aber nicht verhindern, dass dessen Hyundai auf Platz zwei vorrückte. Dahinter wurde Santiago Urrutia von Gabriele Tarquini am Heck getroffen, wodurch die hintere Karosserie des Lynk & Co beschädigt wurde. In Kurve 2 herrschte dann Chaos: Norbert Michelisz und Mikel Azcona berührten sich, der Ungar wurde von Rob Huff getroffen, der seinerseits vom Hyundai von Andreas Bäckman erwischt wurde. Azconas Cupra blieb liegen. Bäckman konnte nicht mehr ausweichen und stieß mit dem Spanier zusammen. Alle vier Fahrer waren aus dem Rennen, ebenso wie Tarquini.

„An einigen Stellen hatte ich Glück, dass mein Teamkollege bei mir war, so dass wir zusammenarbeiten konnten“, sagt ein hoch zufriedener Vernay nach dem Zieleinlauf. „Luca hat fantastisches Potenzial. Ich hatte ein kleines Problem mit den Bremsen, aber es ist ein perfekter Abschluss des Wochenendes und ein fantastischer Start in die Saison. Ich konzentriere mich jetzt nur noch auf die Meisterschaft.”

Engstler war am Ende sogar ein wenig enttäuscht, dass er am Teamkollegen keinen Weg vorbei fand. „Ich bin sehr glücklich. Es ist mein erstes WTCR-Podium und ich habe so hart dafür gearbeitet”, sagt er. „Rennen zu fahren, ist nicht immer einfach und ich muss mich jetzt ein bisschen beruhigen.” Hinter den beiden Hyundai hielt sich der Pole-Sitter Girolami auf dem dritten Platz, nachdem er sich am Start gegen Engstler gewehrt hatte. „Leider haben sie heute ihre Pace gezeigt, die sie im Qualifying nicht hatten”, sagt der All-Inkl.com-Pilot. „Ich konnte ihnen nicht folgen, sie waren zu schnell. Es war enttäuschend.“