Die Nürburgring Nordschleife erstrahlte am Samstag BMW-Farben, denn der neue M4 GT3 holten beim zweiten NLS-Lauf einen Dreifachsieg. Bis auf die letzten Meter lieferten sich Augusto Farfus von Rowe Racing und Max Hesse aus dem Junior Team ein knallenges Duell. Am Ende hatte der erfahrene Brasilianer mit 582 Tausentstelsekunden die Motorhaube vorn. Während sich US-Boy Connor De Philippi über den letzten Stint seines Teamkollegen freute, mussten sich Neil Verhagen und Dan Harper über Platz zwei nach einer rasanten Fahrt nicht grämen. Das Podium beim dritten Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) komplettierten Christian Krognes, Andy Soucek und Sami-Matti Trogen vom Team Walkenhorst Motorsport.
„Was für ein toller Tag für dieses neue Auto. Wir haben es immer weiterentwickelt. Es war großartig, das erste Mal hier mit dem M4 GT3 unterwegs zu sein. Ich hatte sehr viel Pech in meinem letzten Stint mit dem Verkehr auf der Nordschleife. Ich habe irgendwie jede Code60-Phase erwischt. Manchmal passiert das halt. Aber Augusto ist wie ein Dämon gefahren und er hat den entscheidenden Move zum Sieg gemacht. Ich bin sehr glücklich“, sagte De Phillippi.
Die vergangenen Jahre hatte Farfus die Fahrer des BMW Junior Team auf der legendären Rennstrecke fachmännisch angeleitet und offensichtlich perfekt instruiert. Denn nun musste sich der Lehrmeister plötzlich dem heftigen Widerstand seiner ehemaligen Zöglinge erwehren. „Sie haben zu schnell und zu gut gelernt“, sagte er lachend. „Ich hatte in der Schlussphase rund 15 Sekunden Rückstand, dann bin ich aber näher und näher gekommen. Ich hatte am Flugplatz nur Sekundenbruchteile für die Entscheidung zu überholen. Bei dem anschließenden Kampf auf der Döttinger Höhe wusste ich, ich kann ihm vertrauen. Ohne den neuen Asphalt wäre dieses extrem enge Manöver aber auch nicht möglich gewesen. Jetzt kannst du dort knallhart Seite an Seite fahren, weil der Belag wie ein Teppich ist.“
Der Schüler musste dieses Mal noch zurückstecken. „Es war sehr spannend in den letzten Runden. Auf Höhe Flugplatz in der Anfahrt zum Schwedenkreuz hatte ich Pech, als er mich überholt hat. Dann konnte ich aber die zwei Runden an ihm dranbleiben. Auf der Döttinger Höhe waren wir zusammen ein bisschen auf dem Gras. Wir können zufrieden sein, wir hatten ja auch eine Durchfahrtsstrafe“, sagte Max Hesse, der andere Protagonist des faszinierenden Finishs.
Eine Erfahrung der besonderen Art machte auch Andy Soucek. Der in Madrid geborene Walkenhorst-Pilot war nach Platz drei überglücklich: „Das war mein erster Stint hier in einem Rennen mit einem GT3. Um ehrlich zu sein, meine erste und letzte Runde waren wie Tag und Nacht. Ich muss noch viel lernen. Ich denke aber im nächsten Rennen bin ich bereit, um mit den großen Jungs auf Augenhöhe zu fighten.“
Vierte wurden Julien Andlauer, Matt Campbell und Mathieu Jaminet im Porsche 911 GT3 R von Toksport WRT. Das in Quiddelbach unweit des Nürburgrings beheimatete Team fuhr dabei sogar von Platz 14 nach dem Qualifying bis auf Rang vier vor. Mit dem Schwesterauto von Rowe Racing mit der Besatzung John Edwards, Sheldon Van Der Linde und Marco Wittmann folgte der vierte BMW M4 GT3 in der Spitzengruppe.
De Phillippi setzt herausragende Bestmarke im Qualifying
Bei der Ermittlung der Startaufstellung war es zunächst aufgrund zahlreicher gelber Flaggen unübersichtlich zugegangen. Drei Fahrer blieben bei der Lotterie um eine freie Qualifyingrunde unter der magischen Acht-Minuten-Marke und alle drei pilotierten einen BMW M4 GT3. Connor De Phillippi sicherte Rowe Racing mit einer Zeit von 7:57,095 Minuten die Pole-Position. Mit einem guten Abstand folgte Neil Verhagen vom BMW Junior Team in 7:58,374 Minuten vor einem weiteren Markenkollegen. Christian Krognes fuhr den Boliden von Walkenhorst Motorsport in 7:58,773 Minuten auf Startplatz drei. Genau diese Reihenfolge sollte letztlich auch im Ziel Bestand haben. Bemerkenswert war auch die sechstschnellste Zeit von Tim Heinemann im KTM X-Bow GT2 von True Racing aus der SP-X-Klasse.
Aus dem Trio an der Spitze wurde schnell ein Sextett. Kevin Estre schob den Porsche 911 GT3 R von Manthey-Racing nach dem Start von Rang vier auf zwei hinter De Phillippi vor. Auch Heinemann machte einen Platz gut auf fünf. Neil Verhagen fiel hingegen zunächst von zwei auf vier zurück. In Schlagdistanz war außerdem Ben Tuck im zweiten Walkenhorst-BMW als Sechster.
„Grello“ schied nach einer Kollision frühzeitig aus
Nur 20 Minuten nach dem Start musste der Teamkollege von Jörg Müller und Mario von Bohlen seinen GT3 ausgangs Flugplatz dann aber nach einem Unfall an der Leitplanke abstellen. Ebenfalls im Pech war der so rasant ins Rennen gegangene KTM X-Bow, der nach gut einer Stunde mit Mads Siljehaug hinter dem Volant aufgrund eines Reifenschadens ebenfalls weit zurückgeworfen wurde. Eine halbe Stunde später war dann auch Feierabend für den „Grello“. Frederic Makowiecki stellte den Manthey-Porsche nach einer Kollision mit einem Cayman auf der Döttinger Höhe ab. Das Sieger-Auto von NLS1 schied also frühzeitig aus.
Abwechslungsreich ging es weiter. Der BMW des Junior Team unterschritt die Mindestboxenzeit um eine Sekunde. Dan Harper musste nach knapp zwei Stunden eine Stop-and-go-Strafe antreten. Die rund 30 Sekunden in der Box kosteten die Gesamtführung. Augusto Farfus im Rowe-BMW erbte somit Platz eins. Und so wurde die Grundlage geschaffen für den bereits geschilderten Hitchcock-Krimi in den letzten Minuten.
Smudo feiert den zwölften Klassensieg in der Nürburgring Langstrecken-Serie
In den anderen Klassen kamen dann auch andere Marken zum Zuge. Nick Wüstenhagen und Bernhard Henzel vom Team RaceIng – Racing Engineers GmbH gewannen in der SP9 Pro-Am mit einem Audi R8 LMS GT3. Im Porsche 911 GT3 Cup von Four Motors Bioconcept-Car siegte in der Klasse AT Smudo mit Thomas Kiefer und Charles Kauffman. In den Cup-Klassen gab es ebenfalls interessante Entscheidungen: Im BMW M240i Racing Cup siegte Schnitzelalm Racing mit den Piloten Carl-Friedrich Kolb, Marco Büsker und Dr. Anton Hahnenkamm. Der Erfolg in der CupX ging an Teichmann Racing mit Stephan A Brodmerkel, Constantin Schöll und Laura Kraihamer im KTM X-Bow GTX.