Stimmen von der 24h-Pressekonferenz

Nach den ADAC 24h Nürburgring Qualifiers am vierten April-Wochenende sind auch die letzten Testkilometer vor dem ADAC Total 24h-Rennen (18. – 21. Mai) absolviert. Klare Favoriten sind in diesem Jahr noch schwerer auszumachen als je zuvor – Grund genug, die ausgemachten Experten zu befragen. Bei der Pressekonferenz zum Langstreckenklassiker auf der Nürburgring-Nordschleife standen die Piloten Dennis Marschall (Audi Sport Team Car Collection), Jens Klingmann (Walkenhorst Motorsport / BMW), Maximilian Götz (Mercedes-AMG Team Getspeed) sowie Sebastian Golz als Projektleiter für den neuen Porsche 911 GT3 R Rede und Antwort. Sie warfen einen Blick auf das sportliche Geschehen, Rennleiter Walter Hornung (ADAC Nordrhein) informierte über wichtige Fakten, Infos und News rund um die Gesamtveranstaltung. Was die Protagonisten zu erzählen hatten, gibt es hier geschrieben – oder alternativ als Aufzeichnung auf dem YouTube-Kanal der Veranstaltung unter YouTube.com/24hNBR.

Walter Hornung (ADAC Nordrhein)

„Nach den bisherigen Rennen scheint die Performance der Teams und Hersteller sehr ausgewogen, das hat sich gerade bei den 24h Qualifiers am Wochenende nochmals gezeigt. Am Sonntag hatten wir vier verschiedene Fabrikate auf den ersten vier Positionen mit einem Unterschied von 3,4 Sekunden. Ich glaube, das hat unser Technikausschuss sehr gute Arbeit geleistet. Das hat sich schon im vergangenen Jahr gezeigt, als bis kurz vor Schluss mehrere Autos in einer Runde waren – das spricht für Ausgewogenheit. Wir schauen uns jetzt die Daten nochmals genau an und veröffentlichen dann in den nächsten Tagen eine finale BoP. Wenn es allerdings in den Qualifyings oder im Top Qualifying nochmal unerwartete Überraschungen gäbe, könnten wir auch dann noch eingreifen.“

„Die 24h bieten auch diese Jahr wieder viele Highlights. Es geht schon am Mittwoch mit dem Adenauer Racing Day los, am Donnerstag beginnt das Programm auf der Rennstrecke. Freitags gibt es nach dem Top Qualifying die Falken Drift Show, einen Pitwalk und eine Autogrammstunde. Erstmals am Start ist die Cup- und Tourenwagen-Trophy. Die 24h Classic sind jetzt, drei Wochen vor dem Rennen, mit 210 Startern bereits ausgebucht. Die Starterliste für die eigentlichen 24h ist noch offen, da haben wir noch ein paar Tage bis zum Nennungsschluss. Ein besonderes Highlight ist der Fan-Guide, den wir erstmals aufgelegt haben. Er bietet jede Menge Infos bei kompaktem Format und liegt jetzt schon in der Region rund um den Ring überall aus.“

„Riesig ist auch wieder die Live-Produktion: NITRO ist ab Donnerstag mit seiner Berichterstattung auf Sendung. Alleine Freitag bis Sonntag zeigt unser Free-TV-Partner fast 29 Stunden Livebilder vom Ring. Den Löwenanteil bildet dabei das Rennen, das wieder in voller Länge ausgestrahlt wird. Außerdem gibt es natürlich einen umfangreichen Live-Stream in Deutsch und Englisch. Gut Zweidrittel der Nordschleife sind durch Kameras abgedeckt, an Start und Ziel gibt es wieder eine Seilkamera die extrem spektakuläre Bilder liefert und in 14 Fahrzeugen gibt es zudem Inboards.“

Dennis Marschall (Audi Sport Team Car Collection)

„Wir waren in den Vorbereitungsrennen gut dabei. Dem Scherer-PHX-Audi fehlten beim esten NLS-Lauf nur ein paar Sekunden für den Sieg, Land Motorsport fuhr beim dritten NLS-Lauf aufs Podium. Wir brauchen nicht groß taktieren: Unser Auto ist das Gleiche wie im vergangenen Jahr, der Reifenpartner ist gleich – alle Beteiligten wissen, was der R8 LMS GT3 Evo II kann. Wenn es überhaupt eine Schwäche gibt, dann vielleicht das Drehmoment – wenn man im Überholverkehr abbremsen muss, verliert man vielleicht im Vergleich zum Mercedes-AMG oder BMW ein paar Meter. Vielleicht fehlen einem dadurch am Ende vom Rennen ein paar Sekunden. Bei NLS3 hat mich der neue Ferrari 296 GT3 überholt – der hat superviel Leistung. Gerade auf der Gerade könnten wir uns also im Topspeed noch etwas steigern. Wir müssen aus unserem Paket deshalb das Maximum herausholen. Ich werde in einem Auto mit jungem Line-up fahren. Wir sind alle noch nicht so erfahren, aber unser Team ist es. Wir haben uns alle als Ziel einen Platz auf dem Podium vorgenommen. Zum Gesamtsieg müssten dann viele Fakotren passen: Dinge wie der richtige Instinkt, ein Quäntchen Glück. Als Fahrer muss man hier alles geben – 100 Prozent. Sonst reicht es nicht für ganz vorne. In der persönlichen Vorbereitung ist meine Präferenz weniger der Simulator, meine Streckenkenntnis ist ja schon gut. Stattdessen schaue ich mir lieber nochmals die Onboards an und analysiere die zurückliegenden Rennwochenenden.“

Jens Klingmann (Walkenhorst Motorsport)

„Für mich ist es das erste Jahr mit einem neuen Reifenhersteller. Deshalb war die Herangehensweise für mich anders, weil vieles neu ist. Hier gibt es ja – anders als in anderen Serien und Rennen – keinen Einheitsreifen, sondern auch noch verschiedene Spezifikationen. Da war es natürlich hilfreich, dass wir in der Vorbereitung auch unterschiedliche Wetterbedingungen hatten. Aus meiner Sicht lief es ganz gut, aber man muss auch anerkennen, dass die Abstände sehr eng sind. Zuletzt konnten wir vor allem bei der Performance auf der Grand-Prix-Strecke vorankommen. Das ist sehr wichtig, denn dort finden die meisten Überholmanöver statt. Auf der Nordschleife waren wir vorher schon gut. Ich glaube, die unterschiedlichen GT3 geben sich nicht viel – mit BMW haben wir keine wesentliche Schwachstelle, aber ehrlicherweise auch keinen entscheidenden Vorteil. Für die Fahrer ist es entscheidend, immer das Maximum zu geben. Vor zehn Jahren war man gut dabei, wenn man 90 oder 95 Prozent am Limit fuhr. Heute ist man weit weg, wenn man mal eine Sicherheitsrunde fährt. Jede Sekunde, die man verliert – im Verkehr oder auch beim Pitstop – holt man nicht zurück. Die Nordschleife ist einfach speziell. Sie ist eine Riesenherausforderung, die soll es auch bleiben. Jede Runde die man hier fährt, zählt.“

Maximilian Götz (Mercedes-AMG Team Getspeed)

„Multiclass- und Multi-Car-Racing macht die Herausforderung hier so besonders. Wir haben hier sehr viele und sehr unterschiedliche Autos am Start. Man muss sich darauf einstellen. Ja, jede Runde zählt – denn man muss sich auf dieses Fahren einstellen. In der Vorbereitung ist aber auch wichtig, sich nochmals die Nordschleife genau anzuschauen. Wenn man da nicht im Cockpit sitzt, sondern mal die Perspektive wechselt, dann sieht man mehr. Deshalb drehen wir meist am Mittwoch immer auch eine Runde auf der Nordschleife. Wir gehen dann zu den Fans, stellen den Kontakt her – und schauen uns eben nochmal ein paar Details an.“

„Wenn man hier nicht jede Chance nutzt, ist man nicht schnell. Man hat im vergangenen Jahr bei verschiedenen Ausfällen gesehen, wie schmal dieser Grat ist. Unsere Vorbereitungen 2023 liefen gut. Wir sind teamübergreifend zufrieden und das Paket ist super. Was jetzt noch bleibt, ist die perfekte Abstimmung auf den individuellen Fahrer. Man muss sich als Pilot ja 100 Prozent wohl fühlen, um wirklich schnell zu sein. Vielleicht fehlt uns aus den schnellen Ecken heraus noch der Schwung. Ich war hier im vorletzten Jahr Dritter, im vorigen Jahr Zweiter – ich muss sicherlich nicht sagen, dass ich den letzten Step nach vorne gerne auch noch machen möchte. Wir wollen den Pott holen.“

Sebastian Golz (Projektleiter Porsche 911 GT3 R)

„Unser GT3 R 992 ist völlig neu. Wir haben tatsächlich mit einem weißen Blatt Papier angefangen und konnten kaum Teile aus dem 991 übernehmen. Während andere bei den letzten Details im Feintuning angekommen sind, müssen wir in der heißen Phase parallel zum Feintuning im Moment auch noch Kleinigkeiten aussortieren. Aber wir sind schon gut aufgestellt und sind sehr zufrieden mit dem neuen Auto. Ein Zeichen war sicherlich der Sieg bei den 12 Stunden von Sebering.“

„Grundsätzlich möchten wohl alle Fahrer bei den 24h fahren. Es scheint in Fahrerkreisen etwas ganz Besonderes zu sein, hier erfolgreich gewesen zu sein. Deshalb fällt uns die Auswahl manchmal schwer. Denn wir haben bei der Fahrerauswahl den Luxus, dass wir auf einen großen Kader zurückgreifen können. Porsche betreibt hier auf der Nordschleife Kundensport. Deshalb ist der Prozess so, dass wir zu Jahresbeginn zunächst einmal schauen müssen, welche Teams bei den 24h antreten wollen. Die unterstützen wir dann auch, indem wir Fahrer entsenden. Dabei sind natürlich die erfahrenen Piloten begehrt und mit ihrem Erfahrungsschatz auch enorm wichtig. Aber wir müssen und wollen auch den jungen Fahrern eine Chance geben und kombinieren die Teams deshalb entsprechend.“