Eine Strecke, so lang wie keine andere, ein Starterfeld in der Größe, dass man vier daraus machen könnte, alleine die Favoritengruppe so umfangreich, dass sie locker für eine komplette Meisterschaft reichen würde: Das ADAC Zurich 24h-Rennen (25. bis 25. Mai 2017) geht mit spannenden Vorzeichen in seine 45. Auflage. 161 Rennwagen werden die Herausforderung annehmen, Tag und Nacht durch die „Grüne Hölle“ zu donnern – im Kampf um die Krone des Langstreckensports auf der schönsten und längsten Rennstrecke der Welt. Fast eineinhalb Dutzend Marken sind in den 22 Fahrzeugklassen vertreten – viele von ihnen mit Werksprojekten oder -fahrern. Dazu kommt ein Programm voller weiterer Höhepunkte – darunter die beiden Läufe zur FIA Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC), die am Samstag (27. Mai) unmittelbar vor dem Start des 24h-Rennens stattfinden. Hier hat Honda-Pilot Portugiese Tiago Monteiro bei der dritten WM-Runde in Ungarn gerade seine Tabellenführung untermauert. Doch sein direkter Verfolger Nicky Catsburg (Volvo) sowie einige andere WTCC-Asse kennen die Nordschleife aus dem Eff-eff: Sie treten auch beim 24h-Rennen an und verfügen über reichlich wertvolle Vorbereitungskilometer: Es verspricht ein spannender Fight zu werden bei diesem Saisonhöhepunkt der WM.
GTs von Audi, Bentley, BMW, Ferrari, Mercedes-AMG, Porsche und Renault, dazu die Sportwagen der Scuderia Glickenhaus: Schon was an Fahrzeugen antritt, um eine der begehrtesten Siegertrophäen im internationalen Langstreckensport zu holen, ist atemberaubend. Die Vorfreude wächst noch, wenn man alleine die Fahrerbesetzung der gut drei Dutzend Top-Autos liest: Das halbe Starterfeld der DTM ist vertreten, dazu Piloten aus der Tourenwagen-WM, Sportwagen-Stars, Nordschleifenspezialisten – aber auch ambitionierte Privatfahrer mischen mit. Es dürfte eines der am härtesten umkämpften Rennen der 24h-Geschichte werden – und sich damit nahtlos in die Reihe seiner Vorgänger einordnen. Zwei Mal wurde in den vergangenen beiden Jahren der Rekord für den knappsten Zieleinlauf unterboten. 2016 legten Bernd Schneider / Maro Engel / Adam Christodoulou / Manuel Metzger nach 24 Stunden Renndistanz gerade einmal sechs Sekunden vor ihren Mercedes-AMG-Markenkollegen Christian Vietoris / Marco Seefried / Christian Hohenadel / Renger van der Zande. In diesem Jahr treffen sich all diese Piloten – und eine Reihe weiterer Topfahrer – wieder. Nach dem Mercedes-AMG-Vierfachtriumph 2016 und den Audi-Siegen 2014 und 2015 suchen sie den nächsten Klassenprimus. Und diesmal sieht es zum Beispiel gut aus für Porsche: Bei den beiden ersten VLN-Läufen der Saison hatte das Manthey-Team – mit fünf Gesamtsiegen neben Schnitzer-BMW das erfolgreichste 24h-Team aller Zeiten – zwei Mal die Nase vorne. Beim 24h-Qualirennen landete der Falken-Porsche 911 GT3 R dann auf der dritten Position: Vielleicht ein gutes Omen für den ersten Porsche-Sieg seit 2011. Extrem stark besetzt gehen aber auch die anderen Werke ins Rennen. Etwa Audi: beim 24h-Qualirennen mit zwei R8 LMS in Front. Oder auch BMW: Die mit 19 Gesamtsiegen erfolgreichste Marke der 24h-Historie würde nur zu gerne an den letzten Sieg aus dem Jahr 2010 anknüpfen.
WTCC: Nachfolger für Nordschleifen-King López gesucht
Spannend sind auch die Vorzeichen für die beiden Läufe zur FIA Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC): Nach dem Ausstieg der Citroën-Werksmannschaft sucht die WM ihre neue Kräfteverteilung. Fünf verschiedene Piloten standen bei den drei bislang absolvierten WM-Wochenende in Eröffnungs- oder Hauptrennen ganz oben auf dem Podium. Vorbei sind die Zeiten, in denen Citroën-Ass José María López die Siege in Serie einfuhr. Der Argentinier hat neue Aufgaben in der FIA-Langstrecken-WM (WEC) übernommen und wird damit definitiv nicht erneut auf der Nordschleife triumphieren. Beste Aussichten, sein Nachfolger als WTCC-Sieger am Ring zu werden, haben gleich mehrere Piloten. Der Portugiese Tiago Monteiro (Honda) hat am vergangenen WTCC-Wochenende in Ungarn die Führung zementiert und fährt eine starke Saison. Sein direkter Verfolger allerdings hat einen – vielleicht entscheidenden Vorteil: Nicky Catsburg (Volvo) tritt in dieser Saison auch in VLN und beim 24h-Rennen an. Er pilotiert einen BMW M6 GT3 für das Rowe-Team, verfügt demnach über die bessere Streckenkenntnis. Und auf der längsten Rennstrecke der Welt mit ihren 87 Kurven, hunderten Metern Höhenunterschied und vielen topographischen Besonderheiten ist die durch nichts zu ersetzen. Aber auch der derzeitige Drittplatzierte bewies bereits, dass er mit der Strecke bestens zurecht kommt: Tom Chilton (Citroën), der gerade einmal vier Punkte hinter Catsburg rangiert, holte im vergangenen Jahr zwei Podiumsplätze bei den WTCC-Läufen am 24h-Wochenende: Auch er gehört deshalb sicher zu den engen Favoriten auf die Top-Positionen.