FIA WTCR: Yann Ehrlacher nach turbulentem Wochenende weiter vorn

Mit Nestor Girolami und Norbert Michelisz gab es in den beiden tschechischen FIA-WTCR-Rennen zwei neue Sieger. Bei diesem neunten und zehnten von 16 Saisonläufen standen damit wieder zwei Piloten ganz oben auf dem Treppchen – kein einziger von Ihnen schaffte es bislang zwei Mal.

Im Autodrom Most fuhr Girolami im Honda Civic Type R TCR des deutschen All-Inkl.com-Teams in Rennen 1 zum Triumph und setzte sich dabei gegen seinen Teamkollegen Esteban Guerrieri durch. Michelisz gewann im Hyundai Elantra N TCR von BRC Hyundai Rennen zwei, nachdem er den wild entschlossenen Mikel Azcona hatte zurückhalten können. Tabellenführer bleibt auch weiter Yann Ehrlacher (Cyan Racing Lynk & Co), der in Rennen 1 Dritter wurde. Er konnte seinen Vorsprung sogar ausbauen und rangiert nun 20 Punkten vor dem neuen zweitplatzierten Guerrieri. Schon am kommenden Wochenende steht auf dem Circuit Pau-Arnos die französische WTCR-Ausgabe auf dem Programm.

Starke Leistungen gab es auch von Yvan Muller, Thed Björk (Cyan Performance Lynk & Co) und Jean-Karl Vernay, die in Rennen 1 jeweils die Plätze vier, fünf und sechs belegten. Müller war in Rennen 2 erneut unter den ersten Sechs und belegte den sechsten Platz hinter dem führenden Comtoyou-Audi von Nathanaël Berthon, der hinter Ehrlacher Fünfter wurde.

Ein denkwürdiges Wochenende erlebte Mikel Azcona, der im Cupra bei Lauf 2 auf der Pole stand. Zwar ging ihm der Sieg durch die Lappen, nachdem er in der ersten Kurve weit gerutscht war. Doch der Spanier beendete den Lauf als Zweiter und fuhr überdies die schnellste Rennrunde. Die Leistung ist um so beachtenswerterer, als Azcona nach dem Qualifying am Freitag zurück in seine Heimat Spanien flog, um sich mit einem komfortablen Sieg seinen zweiten TCR-Europe-Titel zu sichern. Am Sonntag war er dann pünktlich zurück in Tschechien, um im Weltcup weiter zu fighten.

Luca Engstler war in beiden Rennen der beste FIA WTCR Junior Driver, da Tom Coronel und Gilles Magnus die WTCR Trophy gewannen.

Rennen 1: Mit Teamwork zum Sieg

Néstor Girolami und Esteban Guerrieri bescherten ihrem deutschen Team All-Inkl.com Münnich Motorsport in Most einen sauberen Doppelsieg. Girolami startete dank „Reverse-Grid“ vom zweiten Platz und überstand das Chaos in Kurve 1 unbeschadet. Anschließend führte er den Rest des Rennens an. Esteban Guerrieri hingegen verteidigte hinter ihm Platz zwei über die gesamte Renndistanz gegen Yann Ehrlacher – und sicherte dem Teamkollegen damit die ungestörte Fahrt zum Sieg.

Gleich beim Start hatte Girolami den Polesitter Petr Fulín kassiert, der zuvor Kupplungsprobleme gemeldet hatte. Im Anschluss krachte Norbert Michelisz in Kurve 1 in das Heck des Lynk & Co von Yvan Muller, wodurch der fünftplatzierte Nathanaël Berthon die Kontrolle verlor. Auch Lokalmatador Petr Fulín war davon betroffen. Sein Cupra Leon Competición landete zusammen mit Berthons Audi im Kiesbett, was eine Safety-Car-Phase auslöste. Auch nach dem Restart blieb Girolami vorn. Sein Teamkollege Esteban Guerrieri verbesserte sich durch das Startgetümmel vom neunten auf dem zweiten Platz. Er wählte in Kurve 1 die innere Linie, wodurch er sich dem Chaos entziehen konnte. Im Anschluss verteidigte er sich das gesamte Rennen über eindrucksvoll gegen Yann Ehrlacher, der vom siebten auf den dritten Platz vorgerückt war.

„Das war hart“, sagte ein glücklicher Girolami. „Ich wusste, dass Kurve 1 schwierig werden würde. Ich würde getroffen und habe im Anschluss alles gegeben, um das auszugleichen.“ Yann Ehrlacher, der hinter Guerrieri ins Ziel kam, freute sich über das Podium, wodurch er seinen Vorsprung in der Meisterschaft weiter ausbaute. „Das sind wirklich wertevolle Punkte. Die nehme ich gerne mit.“

Rennen 2: Michelisz gewinnt einen aufregenden Lauf

Norbert Michelisz war der Mann der Stunde im zweiten WTCR-Lauf von Most. Der Hyundai-Pilot übernahm beim Start nach einem heftigen Verbremser von Mikel Azcona in Kurve 1 die Führung beim Herausbeschleunigen von Kurve 2. Hinter ihnen brach derweil das Chaos aus. Genau wie im ersten Rennen kollidierten die Fahrer beim Anbremsen auf Kurve 1. Nach mehreren Berührungen schieden Gabriele Tarquini, Rob Huff, Attila Tassi und Santiago Urrutia aus. Letzterer war vor dem Rennen Zweiter in der Meisterschaft. Von den vier Fahrzeugen blieben drei im Kies stecken, weswegen das Rennen unterbrochen wurde, um diese sicher zu bergen.

Das Rennen wurde hinter dem Safety-Car wieder aufgenommen, Michelisz gelang danach ein überragender Neustart. Obwohl Cupra-Pilot Mikel Azcona heftigen Druck ausübte, reichte es für den Hyundai-Piloten schließlich doch noch zum knappen Sieg. „Ich möchte Mikel [Azcona] gratulieren, denn er hat mir das Leben nicht einfach gemacht“, sagte Michelisz anschließend. „Nach dem Start wusste ich, dass das meine Chance ist und ich es versuchen muss. Also bin ich 15 Qualifikationsrunden gefahren, was auf dieser Strecke nicht einfach ist.“

Esteban Guerrieri setzt sich gegen Yann Ehrlacher beim Duell der Starter aus der zweiten Reihe durch und wurde Dritter. Er holte im All-inkl.com-Honda damit seinen zweiten Podestplatz an diesem Wochenende. Doch Yann Ehrlacher machte es ihm nicht einfach, denn er blieb während des gesamten Rennes dem Argentinier auf den Fersen und festigte schließlich mit Platz vier seine Führung in der Meisterschaft. Sein Vorsprung auf Guerrieri beträgt nun 20 Punkte.