Nach dem achten Lauf der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) war der Jubel im diesjährigen 24h-Siegerteam groß: Erneut konnte das Scherer Sport Team Phoenix beim Münsterlandpokal einen Doppelsieg feiern – der zweite in Folge. Beim vorletzten NLS-Lauf des Jahres wurden Jakub „Kuba“ Giermaziak und Kelvin van der Linde nach 4:00:20,906 Stunden und 27 Runden als Sieger abgewinkt. Mit 28,797 Sekunden Rückstand kamen Frank Stippler und Vincent Kolb im zweiten Phoenix-Audi ins Ziel. Über den ersten Podestrang jubelten Marcel Marchewicz, Marek Böckmann und Kenneth Heyer im Mercedes-AMG GT3 von Schnitzelalm Racing. Im Kampf um die Meisterschaft ist eine Vorentscheidung zugunsten von Daniel Zils, Oskar Sandberg und Sindre Setsaas gefallen. Das Quartett liegt vor dem NLS-Saisonfinale in zwei Wochen uneinholbar in Führung.
Jakub „Kuba“ Giermaziak ist einer der erfolgreichste NLS-Fahrer der Saison 2022. Im Phoenix-Audi R8 LMS GT3 Evo II holte der Pole am Samstag seinen dritten Saisonsieg. Prominent die Namen seiner Teamkollegen: Den ersten Triumph holte er zusammen mit René Rast bei NLS4, den zweiten mit Kim Luis Schramm und Luca Engstler bei NLS7, den dritten schließlich mit Kelvin van der Linde. „Das Siegen wird nie langweilig“, grinste Kuba im Ziel. „Jeder einzelne Sieg fühlt sich fantastisch an. Kelvin hat im ersten Stint sehr gut vorgelegt, sodass ich das Rennen relaxed angehen konnte.“ Nach viermonatiger Nordschleifen-Abstinenz kehrte 24h-Sieger van der Linde erfolgreich in die Grüne Hölle zurück. „Die ersten Runden waren etwas ‚shaky‘“, so der Südafrikaner. „Danach hatten wir eine perfekte Strategie und konnten frei fahren.“
Der erste Rennabschnitt war geprägt von einem spannenden Kampf um die Führung. Beim Start übernahm zunächst Tim Heinemann im Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsport die Führung. Noch im ersten Umlauf schob sich Alessio Picariello im Dinamic-Porsche an dem Novizen vorbei. „Grello“, der Elfer von Manthey-Racing, fiel zeitgleich einem Unfall zum Opfer. Stippler setzte sich in Runde drei an die Spitze und in der Phase der ersten Boxenstopps übernahm der Mercedes-AMG GT3 von Landgraf Motorsport zeitweise die Führung. Der blieb dann allerdings nach 15 Runden mit einem technischen Defekt auf der Strecke. Führungskilometer sammelten auch die später Drittplatzierten im Mercedes-AMG GT3 von Schnitzelalm Racing, sowie der von Manthey-Racing eingesetzte EMA-Porsche. Olsen verunfallte kurz vor Schluss auf aussichtsreicher Position liegend und Dinamic Motorsport leistete sich eine zu kurze Boxenstandzeit. Am Ende stand so Platz fünf hinter dem zweiten Schnitzelalm-AMG von Carrie Schreiner und Peter Terting zu Buche. Heinemann und sein Teamgefährte Ragginger wurden auf Platz drei abgewinkt, aufgrund von Gelb-Vergehen fiel das Duo im Falken-Porsche auf Rang sieben zurück. Stippler und Kolb errangen zum vierten Mal in diesem Jahr Platz zwei. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Kolb. „Natürlich fuchst es mich etwas, immer nur Zweiter zu werden. Man darf aber nicht vergessen, dass ich montags bis freitags einem normalen Beruf nachgehe. Da ist es schon cool, bei den ganzen Top-Fahrern in der NLS am Ende Zweiter zu sein.“
Die letzten Meter waren für Schlussfahrer Heyer im Schnitzelalm-AMG ein Wechselbad der Gefühle. Auf der Döttinger Höhe zog Ragginger im Falken-Porsche noch vorbei. „Ich dachte nur, das war es jetzt mit unserem ersten Podestplatz“, so Heyer. „Als ich dann nicht ins Parc Fermé, sondern unter das Podium geleitet wurde, war ich zunächst verdutzt. Nun ist die Freude groß.“ Marchewicz ergänzte: „Das war ein perfekter Saisonabschluss für unser erstes GT3-Jahr auf der Nordschleife. Drei Jahre haben wir darauf hingearbeitet, dann hatten wir eine Menge Pech. Der jetzige Erfolg ist vor allem für das Team wichtig, das erneut einen perfekten Job gemacht hat.“
Adrenalin-Trio steht vor dem Titelgewinn
Beim Münsterlandpokal fiel in der Meisterschaft die Vorentscheidung. Zils, Sandberg und Setsaas fuhren im BMW 330i des Adrenalin Motorsport Team Alzner Automotive den siebten Klassensieg in Folge ein. Damit liegt das Trio in der Fahrerwertung uneinholbar in Führung und wird beim Finale in zwei Wochen zu neuen NLS-Meistern gekürt. „Ich habe das noch gar nicht realisiert“, gestand Zils, der in den vergangenen Jahren bereits mehrfach nur knapp am Titel vorbeischrammte. „Wir haben heute alles genau so gemacht wie immer. Der Druck unserer Kontrahenten war jedoch spürbar größer.“ Das Geheimnis des Erfolgs beschreibt Sandberg: „Wir sind ein verdammt gutes Fahrertrio. Wir reden offen über unsere Stärken und Schwächen und versuchen, am Ende immer das Beste für das Team herauszuholen. Apropos Team, Adrenalin weiß einfach, wie man gute Autos baut und hat entsprechend einen großen Anteil am Erfolg. Nicht ohne Grund ist es für die Mannschaft rund um Matthias Unger der fünfte Titel in Folge.“ Überwältigt war auch Setsaas: „Was heute passiert ist, liegt noch jenseits meiner Wahrnehmung. Ich war mit neun Jahren zum ersten Mal bei den 24h Nürburgring und habe seitdem davon geträumt, hier einmal erfolgreich zu sein. 15 Jahre später hat es geklappt.“