Alle Freunde des gepflegten Driftwinkels kamen auch in diesem Jahr voll und ganz auf ihre Kosten. Sage und schreibe 28 Drift-Artisten aus sechs Ländern begeisterten mit ihren teilweise über 1 000 PS starken „Monstern“ einmal mehr die rund 30 000 frenetisch applaudierenden Zuschauer in der Müllenbachschleife. Neu in diesem Jahr war ein Werkseinsatz von Hyundai mit zwei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, die dem Publikum im weiten Rund die E-Mobilität schmackhaft machen sollen.
Zum alljährlichen Rahmenprogramm der 24h-Nürburgring gehören einige Klassiker wie der Adenauer-Racing-Day, der in diesem Jahr aufgrund straßenbaulicher Maßnahmen nicht stattfinden konnte, oder das vielbeachtete 3h-Rennen der klassischen Fahrzeuge und natürlich auch die spektakuläre Falken-Drift-Show in der Müllenbachschleife. Die im markanten Falken-Design „türkis-blau“ lackierten Renner des japanischen Reifenherstellers sorgen nicht nur beim 24h-Rennen mit den beiden Porsche 911 GT3 R #33 und #44 für jede Menge Aktion und Spektakel, sondern auch bei der Falken-Drift-Show. Wenn am tiefsten Punkt des Grand-Prix-Kurses weißer Rauch aufsteigt, bedeutet das nicht, dass ein neuer Papst verkündet wird, sondern dass das vierköpfige Falken-Drift-Team um Remmo Niezen einmal mehr die rund 30000 Besucher auf den voll besetzten Tribünen mit gekonnt vorgetragenen Show-Elementen begeistert. Der 57-jährige Niederländer und seine drei Teamkollegen Rohan van Riel, Mark Vissers und Rick van Goethem zeigten mit ihren bis zu 800 PS starken BMW 1M und M6-Modellen von Einzel-Drifts über diverse Donats bis hin zu den sogenannten „Twin-Battles“, wo zwei Fahrer gleichzeitig in dichtem Abstand mehr neben- als hintereinander auf der Strecke sind.
„Twin Battles sind die Königsdisziplin des Drift-Sports“, betont Remmo Niezen, der 2023 mit seinem einzigartigen BMW 1M die Drift-Championship gewonnen hat. „Im Gegensatz zu den acht Wettbewerben der Drift-Meisterschaft läuft so ein reines Show-Event wie hier am Nürburgring völlig entspannt ab – das genieße ich sehr“, sagt der Niederländer während er weiter Autogramm-Wünsche erfüllt.
Neben dem Drift-Team des japanischen Reifenherstellers donnerten am Freitagabend bei zum Glück trockenen Bedingungen noch 24 weitere Drift-Künstler mit ihren infernalisch klingenden Boliden der Marken BMW, Nissan, Toyota und Mercedes durch die Müllenbachschleife. Ein Mercedes im Feld der Drifter…. wird sich mancher erstaunt fragen – und dann noch gefahren von einer Frau – das gibt´s doch nicht? Gibt es doch: Die 45-Jährige Blondine Bianca Lankes-Mack aus dem schwäbischen Salach bei Göppingen ist eine von drei Drift-Queens im illustren Feld der insgesamt 28 Teilnehmer und pilotiert einen silber-pinkfarben folierten Mercedes CLK mit über 500 PS: „Für mich bedeutet der Drift-Sport alles. Hier kann ich meinen Kopf ausschalten, kann alle Sorgen vergessen und bin eins mit meinem Auto“, betont die humorvolle „Drift-Oma“, wie sie sich selbst scherzhaft bezeichnet. „Als Schwäbin bin ich schon immer Mercedes-Fan und deshalb war es für mich von Anfang an klar in diesem Sport nur einen „Daimler“ einzusetzen. Das ist jetzt schon mein dritter „Benz“ und der erste mit einem V8-Motor“, erzählt die hauptberufliche Lageristin stolz. Hier ist ein 5,5 Liter Kompressor-Motor von AMG mit 550 PS verbaut. Das Auto wird hauptsächlich von meinem Mann vorbereitet und betreut, den ich im Drift-Sport kennen und lieben gelernt habe. Er ist als Automechaniker vom Fach und ich muss ganz klar sagen, dass ich den Sport ohne ihn nicht betreiben könnte“, lacht die taffe Drift-Queen und verabschiedet sich Richtung Startaufstellung.
Neu im Teilnehmerfeld sind zwei elektrisch angetriebene Hyundai IONIQ 5N, gefahren von Christopher Nigemeier und seinem koreanischen Teamkollegen Sun Gu Cho. „Hier handelt es sich um einen Werkseinsatz von Hyundai mit dem Ziel, den Zuschauern die E-Mobilität schmackhaft zu machen“, sagt Nigemeier, der hauptberuflich bei Hyundai-N in Rüsselsheim in der Entwicklung arbeitet und maßgeblich an der Verwirklichung des Projekts beteiligt war. „Der Einsatz geht aber nicht von Deutschland aus, sondern vom Headquarter in Südkorea. Beide Fahrzeuge leisten 478 KW, was umgerechnet 650 PS entspricht. Mein IONIQ 5N ist ein serienmäßiger Produktionswagen, den es so, wie er hier steht, zu kaufen gibt. Wir haben nur die vom Reglement her vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen, wie Überrollkäfig, Schalensitz und Hosenträgergurte eingebaut. Das Auto meines Teamkollegen besitzt exakt den gleichen Antriebsstrang, nur hat es einige Features, die man benötigt, um optimal driften zu können, wie eine andere Lenkung mit Lenkwinkel und ein stark modifiziertes Fahrwerk. Ich selbst komme aus dem Driftsport und bin in den Jahren 2017, 2018 und 2019 mit einem BMW E 46 M3 als Privatmann hier bei der Falken-Drift-Show gestartet. Nach der Vorstellung des E-Autos bei der Hill-Climb-Challenge ist dies mein zweiter Werkseinsatz für Hyundai“, sagt Nigemeier.