Im Gespräch: WTCR-Star Benjamin Leuchter

Wenn Benjamin Leuchter am Wochenende im FIA Tourenwagen-Weltcup (WTCR) antritt, dann betritt er im Wortsinne „heimischen Boden“. Denn der Lokalmatador darf sich an der Nordschleife nicht nur daheim fühlen, weil die fünfte von zehn Runden im Tourenwagen-Weltcup im Heimatland stattfindet – die Nordschleife ist für den 31-jährigen Duisburger so etwas wie das zweite Wohnzimmer. Hier hat er in der VLN, als Test- und Entwicklungs¬fahrer sowie als VW-Markenbotschafter unzählige Runden absolviert. Und Volkswagen steht nun auch hinter seiner ersten Saison in der WTCR. Im Interview berichtet er über seine Lieblingsstrecke und wirft einen Blick voraus auf das WTCR-Rennen.
???: Wann hast Du Deine erste Runde auf der Nordschleife absolviert?
Benjamin Leuchter: „Mein Team-Manager im Formelsport setzte auch ein paar Touren¬wagen ein. Er sagte mir, ich sollte lieber auf Tourenwagen umsatteln, doch ich wollte davon nichts hören. 2007 sagte er: ‚Ich habe ein Auto und Du muss bis Samstag vorbereitet sein. Nimm Dein Straßenauto und dreh ein paar Runden auf der Nordschleife dort wirst Du an den Start gehen.‘ Ich sagte: ‚Was?! Auf dieser schwierigen Strecke? Das ist doch verrückt! Das kann ich nicht.‘ Doch dann fuhr ich 15 Runden, kam samstags zurück – und wir gewannen das Rennen.“
???: Wie hast Du Dir das Layout und all die Kurven eingeprägt?
Benjamin Leuchter: „2007 war es mit den Simulatoren noch nicht so weit her. Klar, es gab Videos, doch ich bat einen erfahrenen Teamkollegen um Hilfe. Er gab mir in meinem Straßenauto eine Streckeneinweisung. Als ich so neben ihm saß war ich anfangs etwas ängstlich, denn man kann sich einfach nicht vorstellen dass hier so schnell gefahren werden kann. Doch nach der zweiten oder dritten Runde begann ich, mich zu verlieben.“
???: Warum ist die Nordschleife solch eine Herausforderung?
Benjamin Leuchter: „Die Bedingungen, besonders die Witterung, ändern sich so schnell, das ist immer schwierig. Dann das ständige Auf und Ab, die Kompressionen, die man im TV nicht fühlt aber im Auto sehr wohl. All das ist einfach erstaunlich.“
???: Kennst Du die Nordschleife auswendig?
Benjamin Leuchter: „Ich kenne die Kurven und einen Großteil der Strecke. Doch man weiß nie, wie das Wetter sein wird. Ich kenne den Asphalt, ich kenne die Curbs und weiß welche man überfahren sollte und welche nicht – auch, um mein Auto nicht zu beschädigen. 2013, nachdem ich die magische Zahl 1.000 Runden auf der Nordschleife erreicht hatte, habe ich aufgehört, sie zu zählen. Eigentlich schade, denn seit 2014 habe ich eine Menge Entwicklungsarbeit für VW erledigt und könnte deshalb inzwischen bei mehreren tausend Runden angekommen sein.“
???: Mit Deinen Streckenkenntnis sollte es also leicht sein, hier zu gewinnen, oder?
Benjamin Leuchter: „Schön wär’s. Aber in der FIA WTCR weiß jeder, was er zu tun hat. Vielleicht kenne ich die Strecke ein bisschen besser und weiß auch ein bisschen mehr darüber, wie man das Auto am besten und möglichst schnell abstimmen sollte. Sollte es regnen, dürfte mein Vorteil gegenüber den Anderen beträchtlich sein. Aber nicht unter normalen Bedingungen, denn es gibt es eine ganze Reihe von WTCR-Piloten, die hier schon seit Jahren Rennen bestreiten. Ich denke, ich könnte es unter die Top-Ten schaffen, doch dafür musst du zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle sein. Aber ich werde das Wochenende definitiv genießen. Ich war vergangenes Jahr bei den WTCR-Rennen vor Ort – einfach um sie mir anzuschauen – und jetzt kann ich es kaum erwarten, endlich mit all den anderen Fahrern Gas zu geben.“
Das vollständige Interview mit Benjamin Leuchter lesen Sie im 24h-Magazin – dem Programmheft zum 24h-Rennen.